Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Die deutsche Muse

 

Kein augustisch Alter blühte,
Keines Medic’äers Güte
  Lächelte der deutschen Kunst.
Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme,
Sie entfaltete die Blume
  Nicht am Strahl der Fürstengunst.

Von dem größten deutschen Sohne,
Von des großen Friedrichs Throne
  Ging sie schutzlos, ungeehrt.
Rühmend darfs der Deutsche sagen,
Höher darf das Herz ihm schlagen:
  S e l b s t erschuf er sich den Wert.

Darum steigt in höherm Bogen,
Darum strömt in vollern Wogen,
  Deutscher Barden Hochgesang,
Und in eig’ner Fülle schwellend,
Und aus Herzens Tiefen quellend,
  Spottet er der Regeln Zwang.

 


 

Überarbeitet von Jürgen Kühnle auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 6-26. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Neunter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1814. Seite 4-193. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.