Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Fritz von Stein

Weimar 13. April [Mittwoch] 1805.

Der Schauspieler Cordeman der vom hiesigen Theater nach Breslau abgeht und mich um ein Empfehlungsschreiben dahin bittet, giebt mir eine zu angenehme Gelegenheit an die Hand, mein Andenken bei Ihnen zu erneuern, als daß ich sie nicht mit Freuden ergreifen sollte. Also nicht deßwegen, weil ich Sie als einen Patron der Schauspieler kenne, sondern weil er von Weimar und von uns kommt, glaube ich ihm eine gütige Aufnahme bei Ihnen versprechen zu können. Wir verlieren ihn hier sehr ungern, und ich darf ihn als einen sehr braven Schauspieler jedem Theater empfehlen, dem Sie bei der Behörde ohne Bedenken das Wort reden können. 

Meines herzlichen Antheils an dem Glücke, das Sie im Besitz Ihrer liebenswürdigen Helene gefunden, sind Sie ohne meine Versicherung gewiß. Nur dieses eine hatte Ihnen noch gefehlt, um Sie zu einem ganz Glücklichen Sterblichen zu machen, alles andere was man sich vom Himmel sonst erbitten mag, besaßen Sie schon längst. Ich möchte wohl wünschen, Sie in Ihrer häußlichen Würde und Herrlichkeit zu sehen.

Es freut mich nicht wenig, daß ich bei Ihrer lieben Freundin doch auch ein weniges gelte und also hoffen darf, in Ihrem Andenken fortzuleben. Das Ihrige ist immer lebendig unter uns, und ich würde es unter die Glückseligen meines Lebens gerechnet haben, wenn uns der Himmel an Einem Ort und für die ganze Zukunft hätte vereinigen wollen. 

Leben Sie wohl mein theurer Freund. Weimarische Neuigkeiten werden Sie von meiner Frau erfahren, und die angenehmste darunter ist, daß Ihre Mutter sich wohl befindet. Leider war Goethe diesen Winter einigmal sehr hart krank, und es ist zu fürchten, daß gefährliche Rückfälle kommen. Auch ich habe viel gelitten, aber ich bin es schon gewohnt, und habe mich längst darauf eingerichtet, auch beim Krankseyn noch leidlich zu existieren. 

Von ganzem Herzen der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Abgesandt nach K. d. 15. April.
S. 235. Z. 2. Lies: 13. April [Sonnabend].
Zu S. 235. Z. 15. Helene Freiin v. Stosch. Zu Z. 28. Einen Brief Charlottens an Stein aus diesen Tagen kenne ich nicht.