Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Da Sie selbst wissen, wie ich beim ersten Gedanken an diese Uebersetzung auf die Becker gerechnet, so daß ich wirklich vorzugsweise um ihrentwillen die Phedra und nicht den Britannikus gewählt, so können Sie leicht denken, wie curios mir das herumgehende Gerede vorkommen muß. Ich wüßte schlechterdings nicht, was dazu Anlaß könnte gegeben haben, wenn es nicht dieses ist, daß ich Oelsen, wie er mich vor seiner Abreise nach Berlin um Aufträge dahin bat, sagte, ich hätte ein Stück unter der Feder, wobei eine interessante Rolle für Mad. Unzelmann wäre. Wie es aber möglich war, dieses so zu verstehen, als wenn Mad. Unzelmann diese Rolle hier spielen sollte, begreife ich nicht.

Mit meinen Kindern geht es gottlob ohne böse Zufälle ab, und es soll hoffe ich in wenig Tagen wieder gut stehen.

Mich hat mein Catarrh noch nicht verlassen, ob er gleich nicht stark ist. Marmontels Memoires beschäftigen mich sehr, und besonders sind die Acheminements zur Revolution sehr gut geschildert. Es interessirt mich, mit Ihnen über Necker zu reden, wenn wir uns wieder sehen: denn ohne Zweifel kennen Sie ihn aus seinen eigenen Schriften und wissen, in wiefern Marmontels Bericht von ihm wahr ist. 

Sch. 

[Adresse:] 
   HE. Geh. Rath 
       v. Goethe 
       Exzellenz.


Bemerkungen

1 X. Undatiert. B. 4. Aufl. Nr. 981.
Zum Inhalt vgl. X.