Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

14. Januar [Freitag] 1805. 

Es thut mir recht leid zu hören, daß Ihr Zuhausebleiben kein freiwilliges ist. Leider gehts uns allen schlecht, und der ist noch am besten dran, der durch die Noth gezwungen sich mit dem Kranksein nach und nach hat vertragen lernen. Ich bin jezt recht froh, daß ich den Entschluß gefaßt und ausgeführt habe, mich mit einer Uebersetzung zu beschäftigen. So ist doch aus diesen Tagen des Elends wenigstens etwas entsprungen, und ich habe indessen doch gelebt und gehandelt. Nun werde ich die nächsten 8 Tage dran wagen, ob ich mich zu meinem Demetrius in die gehörige Stimmung setzen kann, woran ich freilich zweifle. Gelingt es nicht, so werde ich eine neue halb mechanische Arbeit hervorsuchen müssen. 

Ich schicke Ihnen hier, was abgeschrieben ist. Morgen wird mein Rudolph mit dem ganzen fertig seyn. 

Möchten Sie diese ersten Bogen durchsehen, hie u da mit dem Original zusammenhalten, und was Ihnen etwa darinn auffällt, mit d Bleistift bemerken. Ich möchte gern bald möglichst und ehe die Rollen ausgeschrieben werden damit in Ordnung seyn. Wenn übermorgen an den Rollen angefangen wird, so kann auf d nächsten Sontag Leseprobe seyn, und von da sind es noch 10 Tage bis zum 30sten. 

Der Herzog erlaubt mir die Memoires von Marmontel zu lesen, die Sie jezt haben. Ich bitte also darum, wenn Sie damit fertig sind. 

Die Großfürstin erzählte gestern noch mit großem Interesse von Ihrer neulichen Vorlesung. Sie freut sich darauf, noch manches bei Ihnen zu sehen und auch zu hören. 

Leben Sie wohl u lassen mich bald etwas hören.

Sollten Sie in keiner Stimmung seyn, die Bogen zu durchlesen, so bitte sie mir retour zu schicken, daß ich die Zeit zum Abschreibenlassen benutzen kann. 

S. 

[Adresse:]
   HE. Geh. Rath
       v. Goethe
       Exzellenz.


Bemerkungen

1 Z. Vom 14. Januar [Montag].
S. 202. Z. 21. Lies: 14. Januar.
Zu S. 202. Z. 27. Am 14. Jan. war Sch. nach 26 Tagen mit der Phädra fertig geworden. Vgl. K.
Zu S. 203. Z. 13. Sch. war am 13. bei Hofe gewesen. Zu Z. 16. Am 10. war die Großfürstin bei Goethe. Was Goethe vorlas, weiß ich nicht.