Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 23. Dec. [Sonntag] 1804.

Von Bremen ist eine Kiste mit Porto und Malaga Wein an mich angekommen, woraus ich abermals Ihre liebe Sorgfalt für mich erkenne werthester Freund. Auch scheint der Himmel einen eigenen Segen darauf zu legen, denn, nachdem ich schon seit meiner lezten Krankheit im Julius den Wein nur mit Widerwillen getrunken obgleich meine Aerzte mir ihn verordneten und ich es mit allen möglichen Sorten, süßen und sauern, weißen und rothen, deutschen, französischen und spanischen umsonst versucht. So fange ich nun an den rothen Porto Wein den Sie mir geschickt mit Vergnügen zu trinken. Haben Sie auch dafür herzlichen Dank, ich will mich stets dabei Ihrer Liebe erinnern, die so unermüdet für mich sorgt. 

Noch immer herrscht der Catarrh bei mir in einem schrecklichen Grade, und zwingt mich, da ich meinen Kopf schlechterdings nicht zu einer Hauptarbeit brauchen kann, zu Nebenarbeiten meine Zuflucht zu nehmen, die jedoch auch für unsere Zwecke dienen, und mit meiner übrigen Thätigkeit ein Ganzes machen. 

Für die überschickten Miscellen danken wir Ihnen aufs schönste. Die Englischen haben mir einen entschiedenen Vorzug über die Französischen, welche leztere nicht in den besten Händen zu seyn scheinen. Aus den italienischen kann etwas werden, doch möchte der Stoff aus jenem Lande bald versiegen, weil eigentlich nur eine lebhafte Industrie und eine Rührigkeit im Gesellschaftlichen Leben Stoff zu Schilderungen giebt, was sich nicht sehr in Italien findet. 

Wenn Sie Bücher aus Frankreich kommen lassen, so bitte ich Sie mir la Place Weltsystem zu verschreiben, mich verlangt sehr nach dieser Schrift. 

Göschen will ein Journal für Frauen, und welches auch nur von Frauen soll geschrieben seyn herausgeben. Rochlitz wird es redigieren, mich und wie ich höre auch Wieland hat er gebeten, dabei Rath zu geben und in vorkommenden Fällen ein Votum zu geben, welche sich, da es sehr wenig ist, nicht habe abschlagen wollen. Mit Rath dien ich jedem gern, mit der That möcht ich nur Ihnen dienen. 

Adieu mein theurer Freund. Der Himmel führe Sie mit den Ihrigen fröhlich und gesund in das 1805te Jahr Christi, und das Eilfte unsrer Freundschaft! Ganz der Ihrige 

Sch.


Bemerkungen

Abgesandt nach K. d. 24.

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
31. Dez. 1804.
18. Jan. 1805.

1 Z. Vom 18. Jan. 1805 (eingetr. d. 28. Januar). Fehlt.
Zu S. 197. Z. 3. Cotta hatte nach seinem Brief vom 26. Okt. 1804 Wein als Geschenk für Schiller in Bremen bestellt, der nach K. am 15. Dez. eingetroffen war. Zu Z. 20. Bei Cotta erschienen Englische Miscellen (herausgeg. v. Hüttner) seit 1800, Französische Miscellen (herausgeg. v. Frau Hel. Hafter u. später von Schweighäuser) seit 1803 und Italienische Miscellen seit 1804. Mit dem Erscheinen des Morgenblattes (1807) hörten die Miscellen auf. Vgl. Vollmer in AB. Zu Z. 31. Vgl. zu Nr. 2012.