Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar, 21. Nov. [Mittwoch] 1804.

Die Ankunft der Großfürstin hat uns in den lezt verstrichenen 10 Tagen in so viele Zerstreuungen verwickelt, daß ich keine Zeit gefunden, Ihnen mein werthester Freund zu schreiben. Jezt rücken wir wieder in unser altes Lebensgleis und ich eile, Ihnen Nachricht zu geben. 

Mit unsrer neuen Prinzessin ist wirklich ein guter Engel bei uns eingezogen. Sie ist im höchsten Grade liebenswürdig, verständig und gebildet, sie zeigt einen festen Charakter und weiß die Dignität ihres Standes mit dem verbindlichsten Wesen zu vereinbaren. Kurz, sie ist so, daß wenn wir die Wahl gehabt hätten uns eine Fürstin zu verschreiben, wir sie gerade so wie sie ist und nicht anders bestellt haben würden. Ich verspreche mir eine schöne Epoche für unser Weimar, wenn sie nur erst bei uns einheimisch wird geworden seyn. 

Es ist uns kaum ein paar Tage vor ihrer Ankunft aufgegeben worden, ihr eine TheaterFête zu geben, und da habe ich denn in aller Eile noch ein kleines Drama gedichtet, welches über alle Erwartungen gut reussierte und executiert wurde. Es ist nur einen gedruckten Bogen stark und Sie können darüber disponieren. Freilich weiß ich nicht, wie wir es am schicklichsten in die Welt bringen; einzeln gedruckt ist es zu wenig, in einer Zeitung oder einem Journal wollt ich es nicht gern haben, und wenn wir es liegen lassen bis zum neuen DamenCalender so veraltet es zu sehr. Hätten wir nur noch einige Bogen guter Arbeit mehr, so würde ich rathen, noch in der Geschwindigkeit einen kleinen Calender ausfliegen zu lassen, besonders da Sie mit den Reinhardtischen Landschaften versehen sind. Hätten Sie wirklich noch Lust dazu, so schreiben Sie mirs mit erster Post, ich suche dann noch etwas kleines auszuarbeiten, finde vielleicht noch etwas bei Goethe, Wieland und meiner Schwägerin und bringe ein kleines Werkchen von 5 bis 6 Bogen zu Stande – Es kann hier oder in Jena bei Fromann schnell und sauber gedruckt werden, nur müßten Sie für diesen Fall das Format der Kupferstiche, nebst ihren Ordres, schleunigst übersenden. 

Krause sagt mir daß er nichts mehr an Sie zu fodern habe. Ihre Anweisung an Frege habe ich erhalten und danke bestens dafür. Sie haben mir also auf den Tell 110 Carolins bezahlt (80 durch Frege und 30 an Paulus). 

Eben fällt mir ein, daß ich das von mir übersezte französische Lustspiel (welches vor 6 Wochen mit sehr großem Beifall in Berlin gespielt worden) mit jenem kleinen Festspiel, als Neujahrsgeschenk könnte drucken lassen. Beides würde ohngefähr 8 Bogen betragen. 

Entscheiden Sie werthester Freund, es ist ganz Ihre Sache. 

Herzlich empfehlen wir uns Ihnen und den Ihrigen. Ihr treuer Freund 

Sch.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
2. Dez.
4. Dez.

1 X. Vom 26. Okt. (eingetr. d. 5. Nov.). Z. Vom 4. Dez. (eingetr. d. 13. Dez.).
Zu S. 184. Z. 8. Die Huldigung der Künste. Zu Z. 26. Gemeint ist Kraus. Zu Z. 27. Vgl. zu Nr. 1994 u. K. unter dem 20. Nov. 1804. Zu Z. 30. Nr. 2014.