Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena, 3. August [Freitag] 1804.

Ich habe freilich einen harten Anfall ausgestanden und es hätte leicht schlimm werden können, aber die Gefahr wurde glücklich abgewendet; alles geht nun wieder besser, wenn mich nur die unerträgliche Hitze zu Kräften kommen ließe. Eine plötzliche große Nervenschwächung in solch einer Jahrszeit ist in d That fast ertödend, und ich spüre seit den 8 Tagen, daß mein Uebel sich gelegt, kaum einen Zuwachs von Kräften, obgleich der Kopf ziemlich hell und der Appetit wieder ganz hergestellt ist. 

Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz v. B. schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegen sehen können. 

Graf Geßler ist gegenwärtig hier und bleibt wohl noch ein acht Tage. Vielleicht kommen Sie in dieser Zeit einmal herüber.

Mit der Bodischen Recension von Kotzebue ist es freilich eine böse Sache; aber man könnte eine A. L. Zeitung gar nicht unternehmen, wenn man es so gar genau nehmen wollte. Ich dächte also, man ließe das Werk, mutatis mutandis und besonders verkürzt, in Gottes Nahmen drucken, weil es doch wenigstens immer an die Hauptgriefs die man gegen Kotzebue hat, erinnert und nur unzureichend, aber nicht eigentlich falsch ist. 

Beiliegende Melodien zu dem Tell schickt man mir aus Berlin. Sie lassen sie wohl einmal von Destouches oder sonst jemand spielen und sehen was daran ist. 

Bei mir ist alles wohl und grüßt Sie schönstens.

Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich den Freunden, besonders der Frau von Stein. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 171. Z. 18. Graf Geßler war nach K. seit dem 30. Juli in Jena. Zu Z. 27. Weber hatte seine Gesänge aus dem Tell mit einem Briefe vom 24. Juli (eingetr. d. 1. Aug.) an Sch. gesandt. Vgl. Urlichs, Brfe. an Sch. Nr. 422.