Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Zu einem Geburtstagsstück scheint mir der Mithridat im Nothfall zu brauchen; er giebt, da man nichts beßres hat, doch eine ernste und vornehme Darstellung. Ich habe deßwegen das noch bei mir stagnierende Mscrpt gestern mobil gemacht, und den ersten Akt mit dem was ich dabei angestrichen an Bode gegeben, der jezt eben daran ist die bemerkten Stellen zu ändern. Wenn er damit zurecht kommt, welches sich binnen wenigen Tagen ausweisen muß, so könnte das Stück am Ende kommender Woche abgeschrieben und ausgetheilt seyn, und es blieben dann immer noch 14 Tage zum einstudieren. 

Geist sagte gestern daß das Concert und Souper auf dem Stadthause wieder abgesagt worden. Da ich nichts officielles darüber vernommen, so bitte ich nur um ein Wort mündlich, wie es damit steht. Meiern sende ich das Augusteum. Von Fr. v. Stael habe ich nichts gehört; ich hoffe sie ist mit HE. Benjamin Constant beschäftigt. Was gäbe ich um Ruhe, Freiheit und Gesundheit in den nächsten 4 Wochen; dann wollte ich weit kommen. 

Sch. 

[Adresse:]
     HE Geh. Rath
        von Goethe
        Hochwohlg.
   nebst 12 Laubthl.


Bemerkungen

1 Zu S. 110. Z. 6. Es handelt sich um eine Übersetzung des Mithridat von Dr. August Bode. Er wurde zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar aufgeführt. Z. 16. Geist ist Goethes Sekretär. Zu Z. 20. Düntzer bemerkt aus einem Briefe von Knebels Schwester vom 5. Januar, daß Benjamin Constant angekommen sei.