Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 3. Jan. [Dienstag] 1804.

Ich bin lange nicht zum Schreiben gekommen, werthester Freund, aber da ich jezt bis über die Ohren im Wilh. Tell stecke und ich Ihnen auch nichts neues zu berichten hatte, so hat die Faulheit ihr Recht behalten. Doch das neue Jahr kann ich nicht eintreten sehen ohne Ihnen von Herzen alles Erfreuliche zu wünschen und mich der Fortdauer Ihrer Liebe zu empfehlen. 

Frau v. Stael ist seit 4 Wochen hier und belebt durch Ihren Geist und ihre Beredsamkeit die ganze Gesellschaft. Sie ist in der That eine seltene Erscheinung, und die Welt mag wenig Weiber von dieser Vorzüglichkeit besitzen. 

Der allgemeinen Zeitung in ihrem neuen Zustand wünsche ich allen möglichen Succeß. Ich freue mich mit Ihnen, daß Sie den Neidern und Feinden so gut obgesiegt haben. 

Wenn Sie hieher kommen sollen Sie den Tell fertig finden – Ich denke er wird sich am besten zu einem Neujahrsgeschenk, wie die Jungfrau von Orleans und wie die natürliche Tochter qualifizieren, und wie ich hoffe, wollen wir Freude, Ehre und Vortheil davon haben.

Empfehlen Sie uns Ihrer lieben Frau aufs beste und bleiben im neuen wie im alten Jahr mein Freund wie ich der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

Abgesandt nach K. d. 5. Jan.

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
13. Jan.
17. Jan.

1 X. Vom 11. Nov. (eingetr. d. 21. Nov.). Z. Vom 16. Jan. (eingetr. d. 26. Jan.).
Zu S. 107. Z. 19. Vgl. X.