Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Heinrich von Gleichen

Weimar d. 15. December [Donnerstag] 1803. 

               Mein theurer und innig verehrter Freund, 

Den herzlichsten Antheil habe ich an der glücklichen Erscheinung des lieben Ankömmlings genommen, und meine Freude war um so größer, da ich dieser Epoche mit einiger Furcht entgegen gesehen hatte. Man glaubt so selten an ein recht großes Glück, und ein solches ist das Ihrige, denn dieses allein fehlte noch, um Ihr Leben zu verschönern. Möge es Ihnen recht schön aufblühen und immer größre Freude gewähren. 

Mein Herz ist Ihnen beiden mit der redlichsten Freundschaft ergeben, urtheilen Sie daraus wie innig es mich erfreut, daß Sie mich durch ein neues und so liebes Band an Sich knüpfen wollen. Möchte ich es erleben Ihrem Sohn einmal etwas zu seyn, und den Nahmen seines Pathen wirklich zu verdienen. 

Die neue Würde, die Sie mir ertheilen, soll mir ein Sporn seyn, mit dem ersten Eintritt des Frühjahrs mich in Person einzustellen, und dem lieben Adelbert meinen Segen zu geben. 

Meine herzlichsten Wünsche für die Fortdauer des guten Befindens der Mutter und des Kindes. 

Von ganzer Seele 

der Ihrige 

Schiller. 

Die gute Lolo grüßt Sie beide, und die Chere Mere, so wie ich, aufs herzlichste.


Bemerkungen

1 Zu S. 103. Z. 22. Vgl. zu Nr. 1909 u. 1910.