Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friederike Unzelmann

Weimar den 5. December [Montag] 1803. 

Wenn Sie, meine theure Freundin, ein recht kräftiges Gebet zu den Musen richten wollen, mit denen Sie selbst so gut Freund sind, so hoffe ich, daß ich erhört werde und Ihnen den Tell in der ersten Hälfte des März fertig liefern kann. Wenn ich gesund bleibe, so ist gar keine Frage, aber ich muß den Winter immer, so wie die Sängerinnen einen Katarrh, irgend eine Krankheit damit einbedingen.

Was ich nur beklage ist, daß ich Ihnen im Tell keine recht große, Ihrer Kunst würdige Rolle anzubieten habe. Die, welche Sie Sich ohne Zweifel daraus wählen werden ist aber doch wenigstens von Bedeutung und wird es durch Ihr Spiel noch mehr werden.

Vorigen Sommer haben wir Sie, bei Ihrer Rückreise, in Lauchstädt erwartet. Wie sehr hatte ich mich schon darauf gefreut, Sie wieder zu sehen. Unsere Bekanntschaft war gar zu kurz und ich darf Ihnen wohl gestehen, daß es nur an gewissen Umgebungen lag, warum ich und Andere meiner Freunde, die Sie wahrhaft verehren, uns Ihnen nicht mehr mittheilen konnten. Kommen Sie bald wieder zu uns, Sie werden hier die herzlichsten Verehrer und Freunde finden, keinen größern aber als Ihren aufrichtig ergebenen 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 102. Z. 11. Vgl. zu Nr. 1729.