Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Weimar 9. Aug. [Dienstag] 1803.

Dem Ueberbringer dieses, HE. Arnold aus Strasburg bitte ich Sie einige Augenblicke zu schenken und ihm ein freundliches Wort zu sagen. Er hängt an dem deutschen Wesen mit Ernst und Liebe, er hat sichs sauer werden lassen, etwas zu lernen und reist mit den besten Vorsätzen zurück um etwas würdiges zu leisten. Von Göttingen, wo er studiert, und von Strasburg, wo er die schreckliche Revolutionszeit verlebte, kann er Ihnen manches erzählen. 

Sie sind mir neulich ganz unvermuthet entwischt nachdem ich von Jena zurückgekommen; aber ich höre von Meiern, daß Sie übermorgen wieder hier seyn werden. Ich wünsche gute Geschäfte, ich selbst stehe noch immer auf meinem alten Fleck und bewege mich um den Waldstättensee herum – die Reise nach Jena an dem heißen Tage hat mich aber so angegriffen, daß ich sie jezt noch fühle. Was sagen Sie dazu, daß nun auch die Litt. Zeitung aus Jena auswandert? 

Leben Sie recht wohl und kommen Sie bald mit guten Früchten Ihrer Einsamkeit zurück. 

Sch. 

[Adresse:]
   Herrn Geh. Rath von Goethe
               Hochwohlgeb.
                                         in
                                               Jena.


Bemerkungen

1 Goethe war in Jena.
Zu S. 63. Z. 2. Schiller war am 6. Aug. in Jena gewesen. Vgl. K.
Das Datum von 1892 ungewiß. Der Brief, der früher in den Juli gesetzt wurde, ist wohl hierher gestellt, da Nr. 1891 auch der großen Hitze Erwähnung thut.