Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Jakob Herzfeld

Weimar 17. Jul. [Sonntag] 1803.

Die Nachricht welche Sie mir von dem guten Succeß der Braut v. M. auf dem Hamb. Theater gegeben, hat mir große Freude gemacht, und ich zweifle keinen Augenblick, daß Ihre glücklichen Bemühungen u Anstalten dabei entscheidend gewesen sind. Unterdessen habe ich auch den guten Erfolg dieses Stückes zu Berlin erfahren, u ich habe Ursache mich zu freuen, daß dieses gewagte Unternehmen mit dem tragischen Chor auf den drey besten Bühnen Deutschlands so gut gelungen ist. Empfangen Sie, hochgeehrtester Herr, meinen aufrichtigen Dank wegen der Bemühungen, wodurch Sie Sich um dieses Stück verdient gemacht haben.

Daß Sie von dem Parasiten keinen Gebrauch machen können beklage ich, denn mir scheint dieses Stück zu einem theatralischen Effekt sehr geeignet zu seyn, da es zwey sehr bedeutende Rollen und einige gut berechnete Theatercoups enthält. Verschiedene Mängel des Originals, welche demselben vielleicht bei der Aufführung geschadet, habe ich in der Bearbeitung zu verbessern gesucht. 

Was den Neffen als Onkel betrifft so werden die zwey Menechmen hier zu Weimar durch zwey Schauspieler vorgestellt, die einander sehr unähnlich sind, u doch ist diesem Uebelstand durch die Kunst abgeholfen worden. Beide haben eine bloße Nasen-Maske, die nach Einem Modell gemacht ist, u der eine sucht die Größe u Taille des andern möglichst nachzuahmen, daher es nöthig ist, daß der eine dem andern beim Anzug als Modell sitzt. Außerdem haben die hiesigen Schauspieler noch für sich selbst den Einfall gehabt, eine gewiße auffallende Redensart als Angewohnheit, öfters in den Dialog einzuflechten, dieses kann eine eigene Art zu schwören u zu fluchen oder etwas ähnliches seyn, welches dem Geschmack der Schauspieler überlassen wird. 

Der ich hochachtungsvoll verharre 

E. W. 

gehors. Diener
Schiller.     


Bemerkungen

1 Abgesandt nach K. d. 18.
X. Vom 18. Mai (eingetr. d. 27. Mai. Urlichs, Brfe. an Sch. Nr. 377 (eingetr. am 14. Juli) fehlt. Nach K. hat Schiller auch am 15. Juli an Herzfeld geschrieben. Der Brief fehlt. Unser Brief läßt nicht vermuten, daß ihm wenige Tage vorher ein anderer vorausgegangen ist.
S. 59. Z. 26. B. nachzumachen.
Zu S. 59. Z. 10. Für die drei besten deutschen Bühnen hielt Sch. also die in Weimar, Berlin, Hamburg.