Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Charlotte von Schiller

Lauchst. D. 8 Jul. [Freitag] 1803.

Dank Dir, liebe Maus für die guten Nachrichten die Du mir gestern von Dir und den lieben Kindern gegeben. Ich schreibe Dir sogleich mit der Hallischen Post daß Du Dich wegen meiner Abwesenheit nicht beunruhigest. Zwölf oder vierzehn Tage hier zu bleiben war mein längstes Ziel gleich am Anfang, und dabei beharr ich auch. Du kannst mich also ganz gewiß gegen Ausgang der nächsten Woche wieder erwarten. Wenn ich von meinen lieben getrennt seyn soll, so muß wenigstens ein bedeutender Zweck dabei seyn, aber dieser ist hier nicht, und ich würde auch einen längern Müßiggang nicht ertragen – bis jezt reut mich indeß mein Hierseyn gar nicht. Ich habe mehr Vertrauen zu meiner Gesundheit bekommen und mich unter einer Masse fremder, gemischter Gesellschaft leicht und heiter gefühlt. Ueber das Theater selbst habe ich bei d wenigen Vorstellungen etwas gelernt, und für die Zukunft gewonnen.

In einer Stunde fahre ich nach Halle, wohin ich einige männliche Gesellschafter mitnehme, um die weiblichen, welche man laut beiliegendem Briefe gewünscht hatte, zu vermeiden. Ich fahre heute Abend wieder zurück u werde diesen Brief an dich zu Halle auf die Post geben lassen. 

Bleibe wohl, liebstes Herz, mit den guten Kindern, Karln danke für seinen Brief recht schön, und die Frau grüße aufs beste. lebe wohl. 

D. S.


Bemerkungen

1 Zu S. 55. Z. 9. Nach K. kehrte Sch. am 14. Juli aus Lauchstädt zurück. Z. Z. 19. Fielitz meint, die Beilage sei der Brief von Niemeyer, den Sch. am 7. erhielt; und in diesem hätte vielleicht die Aufforderung gestanden, Sch. möge einige Schauspielerinnen oder auch Christiane Vulpius mitbringen, und dem habe er vorbeugen wollen durch die männlichen Gesellschafter. Möglich, aber mehr auch nicht.
Zu S. 56. Z. 3. Der Name undeutlich, kann auch Grog gelesen werden, was Fielitz auf den Landjunker v. Krogh deutet.