Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Siegfried Lebrecht Crusius

Weimar, den 10. März [Donnerstag] 1803. 

Eine Undeutlichkeit in meinem letzten Briefe hat ein Mißverständniß veranlaßt, wie ich aus Ihrem werthem vom 2. März ersehe, und ich versäume nicht, es zu heben. Meine Absicht war keineswegs ein Honorar von 25 Thlr für den Bogen der zweiten Auflage meiner Gedichte zu stipuliren, diese Forderung würde von meiner Seite ganz übertrieben seyn. Ich glaubte bloß, wegen des guten Absatzes der ersten, eine Erhöhung des Honorars für die erste Auflage mit Billigkeit fordern zu können, welche sich auch rückwärts für den ersten Theil so wie auf die künftigen Bände erstrecken sollte, so als wenn gleich anfangs 25 Thlr. dafür accordiert worden wären. Die Gedichte haben zwar den Vortheil der Neuheit nicht, wie andre noch ungedruckte Artikel, aber dafür, daß sie sich nicht gleich in der ersten Messe absetzen lasen, bleibt Ihnen das Eigenthumsrecht für die künftigen Auflagen, da z. B. Herr Unger auf meine Jungfrau von Orleans nur für drei Jahre das Verlagsrecht hat. Meine Idee war, wenn Ihnen mein Vorschlag der 25 Thlr für den Bogen der Ersten Auflage anständig wäre, mir für den Bogen der zweiten und folgenden Auflagen 1 Carolin zu stipuliren. Ich will es aber gern bei dem alten Contract von 4 Louisdors lassen, wenn Sie mir von jeder künftigen Auflage die Hälfte dieses Honorars also 2 Ld. p. Bogen bewilligen, denn es ist meine Meinung gar nicht, Ihre Gefälligkeit zu misbrauchen. 

Eine Prachtausgabe der Gedichte wird mir recht sehr angenehm seyn, und ich weiß auch, daß man im Publicum sie wünscht. Was die Einrichtung derselben betrifft, so darf ich sie ganz Ihrem eigenen Geschmack überlassen. Die neuste Ausgabe des D. Carlos bei Göschen ist das schönste was ich in dieser Art kenne. Lateinische Schrift ist zu einer Prachtausgabe wohl nothwendig, aber sie dürfte freilich nicht gar zu klein gewählt werden, und eben darum würde auch das Format größeres Octav seyn müssen, weil es nicht gut läßt, wenn die Verse gebrochen werden. Wenn Verzierungen dazu kommen sollen, so wünsche ich ihrer wenige, aber von tüchtigen Künstlern, und ich werde, sobald ich darüber Ihre Intention weiß, einige Sujets zu Zeichnungen vorschlagen. Herr Schnorr in Leipzig und Herr Ramberg in Hannover scheinen mir zu solchen Arbeiten eine besonders gefällige Manier zu besitzen. 

Zu einem Titelkupfer für den zweiten Band der Gedichte möchte es nun wohl zu spät seyn, und es scheint mir auch nicht so nothwendig. 

Ich wünsche bald von Ihnen zu hören, daß meine in diesem Brief gethanen Vorschläge Ihren Beifall haben, und verharre mit der vorzüglichsten Hochachtung 

Ihr pp. 

Schiller.


Bemerkungen

1 Unter unserem Brief steht von Crusius’ Hand die Bemerkung: Habe seinen Vorschlag angenommen und mich unter dem 15. März 1803 gegen ihn verpflichtet ihm vor die erste Auflage seiner Gedichte Rthlr. 20 und vor die zweite und folgende jedesmal Rthlr. 10 Conv. Spec. zu zahlen.