Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Luise Frankh

Weimar 11. 8ber [Montag] 1802.

                Liebste Schwester 

Wir sehen jeden Tag mit herzlichem Verlangen einer guten Nachricht von Deiner Entbindung entgegen. Möge alles glücklich überstanden seyn, wenn Du diesen Brief empfängst, und Du mit Deinem lieben Mann Dich eines gesunden u. geliebten Kindes erfreuen. 

Heute feiern wir den Geburtstag meiner kleinen Caroline, die jetzt drey Jahre alt ist. Heute vor 3 Jahren stand ich auch große Angst um meine Lotte aus, und noch größere in den zwey Monaten, die darauf folgten. Darum, liebe Schwester, denke ich mit doppeltem Antheil an Dich und wünsche Dir von Herzen recht glückliche Wochen. Mit meinem Antheil an der Erbschaft unsrer verewigten Mutter bin ich vollkommen zufrieden, der Unterschied unsrer Portionen ist ja kaum nennenswerth. Da mir aber an meinem Antheil 44 fl. für Doctor- u. Apotheker-Kosten sind abgezogen worden, und Du diese Ausgabe von dem lezten Quartal der seligen Mutter bestritten hast, so magst Du mir diese Summe gelegentlich zuschicken. Unsre zwey Knaben sind diese lezte Zeit über auch unpaß gewesen, besonders Karl, der von Würmern viel leidet. Auch meine Lotte ist oft von Krämpfen geplagt und mir geht es nicht besser, aber man wird nach und nach auch das Krankseyn gewohnt. Die Kleine blüht aber wie die Gesundheit u. macht uns unbeschreibliche Freude. Lottchen grüßt Dich herzlich u. nimmt innigen Antheil an Deinem Befinden. Deinem lieben Manne empfiehl uns aufs beste, ich bitte ihn, um recht baldige Nachrichten von Dir. Mit brüderlicher Liebe der Deinige

Schiller. 

Zu Deiner Aufheiterung lege ich eine kleine Posse bei, die ich diesen Herbst habe drucken lassen.


Bemerkungen

1 In K. steht: Frankh in Cl. Sulzbach (Turandot).
X. Vom 7. Sept. (eingetr. d. 16.). Vgl. Beziehungen. Z. Eingetr. d. 27. Okt. Fehlt. Es scheint nach Nr. 1828 ein Paket, vielleicht ohne Brief, gewesen zu sein.