Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Franz Kirms

W. 4. May [Dienstag] 1802. 

Mad B. hat gestern freilich so allgemein mißfallen, daß man sich durch eine zweyte Rolle die man ihr gestattet, bei dem Publicum schlecht empfehlen wird. Ariadne ist zwar keine Rolle gewesen, um das Verdienst einer Schauspielerin ins Licht setzen zu können, aber ihr Unverdienst hat sie leider dadurch vollkommen an den Tag gelegt. Außerdem also, daß Sie, wenn sie den Sonnabend noch einmal auftritt, ihr ein doppeltes Viaticum auf den Weg geben müssen, riskieren Sie auch ein leeres Haus und kommen in Schaden. Diese Gründe, nebst der wirklichen Unbrauchbarkeit der Dame zum Theater, dürften wohl hinreichend seyn, auch d Herrn Geh. Rath zu überzeugen, daß es besser gethan war sich derselben bald und auf eine gute Art zu entledigen. 

Ew. Wohlgeb. 

gehors. Diener 

Schiller. 

[Adresse:]
   HE. Hof Kammerrath
               Kirms
            Wohlgeb.


Bemerkungen

1 Zu S. 378. Z. 3. Mad. B. ist das Schwabenmädchen Elise Bürger, Bürgers treulose Gattin.