Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Henriette Gräfin von Egloffstein

[Weimar d. 5 März. Freitag. 1802.]

Ich will hoffen, daß die bösen Geister, welche die heutige Vorstellung gestört haben, nur an dem Tag und nicht an der Sache selbst ihre schlimme Laune haben auslassen wollen, und daß das Vergnügen, welches ich mir von dieser Vorstellung versprach, nur aufgeschoben ist. Auf jeden Fall aber habe ich mich über die freundliche Gesinnung so lieber und verehrter Freunde und Freundinnen zu freuen, und werde sie stets mit dem dankbarsten Herzen verehren. 

Meine Frau dankt Ihnen für Ihr gütiges Andenken.

Mit der aufrichtigsten Verehrung 

Schiller. 

[Adresse:] 
An Ihro Gnaden die Frau Gräfin von Egloffstein.


Bemerkungen

1 Das Schreiben bezieht sich auf ein Fest zu Schs. Ehren, das Kotzebue, um Goethe zu kränken, am 5. März veranstalten wollte, dessen Zustandekommen Goethe aber, wie es nach Nr. 1776 scheint, im Einverständnis mit Sch. listig zu hindern wußte. Vgl. Hoffmeister, Schs. Leben V. 44 ff.
Unter dem Briefe Schs. steht von der Hand der Gräfin: Am 5ten März 1802 erhalten als Antwort auf die Nachricht, daß ich aus der sogenannten Cour d’amour getreten sei. Vgl. Goethe, Jahrb. VI. S. 59 ff. Daß S. 363. Z. 4. mit dem Worte Tag auf den Aschermittwoch hingedeutet werde, wie es Goethe, Jahrb. VI. S. 83 heißt, verstehe ich nicht, zumal der 5. März 1802 auf einen Freitag fiel. Schiller sagt nur höflich, er hoffe, das Fest sei nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.