Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich von Hoven

Weimar 5. März [Freitag] 1802.

Ich danke Dir herzlich, lieber theurer Freund, für Deine liebevolle Bemühungen wegen meiner Mutter, und so sehr mich auch Deine Nachricht von ihrem Zustande bekümmert, die sie mir nun selbst auch von Sulzbach aus bestätigt hat, so wird es mir doch zu großem Troste erreichen, wenn ich sie in Einer Stadt mit Dir weiß; denn unter den Umständen, worinn sie sich befindet, würde sie bei meiner Schwester mehr Last erregen als Dienste empfangen können. Ich bitte Dich also aufs angelegentlichste, sie nach Ludwigsburg bringen zu lassen und dort in einem schicklichen Ort ein Zimmer und Kammer für sie zu miethen; auch wird sie einer guten Person zur Wartung bedürfen. Sei dann so gütig, den Anschlag zu machen, was dieses beides vierteljährig kosten kann, so will ich Herrn Cotta zur Bezahlung Anweisung geben. Da, in ihrem Alter, an eine Heilung dieses Uebels nicht zu denken ist, so wird bloß davon die Rede seyn können, ihr die Schmerzen zu erleichtern. Fast befürchte ich, daß man ihr das Uebel durch Verstopfung des Blutausflusses wo nicht ganz zugezogen, so doch beschleunigt hat. 

Dein und Einer lieben Frau Antheil an ihrem Zustand wird ihr den Auffenthalt in Ludwigsburg sehr beruhigend machen; auch können ihre Freunde in Stuttgardt und meine Schwester in Sulzbach sie dort zuweilen besuchen; weil sie dann in der Mitte von beiden Orten ist. 

Du wirst in diesen Tagen meinen Schwager mit dem Erbprinzen von Weimar sehen, der Dir und Deiner lieben Frau unsre herzlichen Grüße überbracht haben wird. Die Hofnung auf Deine Hieherreise lasse ich mir nicht so leicht rauben, wir wollen aber in einer freundigern Zeit wieder davon reden. 

Herzlich umarmen wir euch und ich bin jezt und immerdar 

Dein treuer 

Schiller. 

Die Einlage an meine Mutter 
bitte ich Dich bald zu besorgen.


Bemerkungen

1 Abgesandt nach K. d. 6.