Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Haug

Weimar 5. März [Freitag] 1802.

                Lieber alter Freund, 

Ich habe den frühzeitigen Tod des guten Zumsteegs aufs schmerzlichste beklagt, denn er gehörte zu den redlichsten Gemüthern, die ich kannte, und die Welt sowohl als seine Freunde haben unersezlich viel an ihm verloren. Wie sehr hätte ich gewünscht, ihm in seiner Wittwe und seinen Kindern dienen zu können, aber mit der Oper ist vor der Hand hier nichts zu machen, so gern auch Goethe die Hand dazu geboten hätte. Die Theater-Casse ist erschöpft, und zum Unglück liegen mehrere noch ungespielte Opern da, die vieles Geld gekostet haben. Was aber in dem jetzigen Moment nicht möglich zu machen war, geht vielleicht in einiger Zeit besser; ich gebe die Hofnung noch nicht ganz auf. 

Vielleicht wäre es nicht übel gethan, wenn sich Madame Zumsteeg selbst an Reichardt in Berlin wendete, der viele Verbindungen hat und für seine Freunde thätig ist. 

Uebrigens habe ich mich, so traurig auch die Veranlassung war, Ihres Andenkens an mich herzlich erfreut, und bitte Sie, lieber alter Freund, mich nicht ganz zu vergessen, und mich allen, die sich meiner erinnern, aufs beste zu empfehlen. 

Mit der aufrichtigsten Freundschaft 

D. Ihrige 

Schiller. 

[Adresse:]
   an den Herrn
      Geheimen Secretair
                   Haug
                            in
      dE.                   Stuttgardt.


Bemerkungen

1 Abgesandt nach K. d. 6. März.
Zu S. 360. Z. 21. Zumsteeg war am 27. Januar 1802 gestorben.
Zu S. 361. Z. 3. Die Oper Elbondokani wurde vom Erbprinzen zu Weimar durch Wilhelm von Wolzogens Vermittlung in Stuttgart für 12 Ducaten angekauft.