Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Charlotte von Kalb

Weimar 21. Jan. [Donnerstag]1802.

Ihr Gedanke wieder in unsere Nähe zu kommen ist uns sehr erfreulich gewesen. Wir selbst hatten Ihnen schon vor langer Zeit diesen Rath geben wollen und nur der Widerwille, den Sie zuweilen in Ihren Briefen gegen die hiesigen Verhältnisse geäußert, hielt uns ab, Ihnen die Proposition zu machen. 

Freilich werden Ihnen manche Veränderungen, die sich in den letzten 3 Jahren hier zugetragen, den Ort nicht lieber machen, aber Sie finden doch Ihre alten Freunde wieder, die nicht überall zu finden sind. Nur viel theurer werden Sie es hier zu leben finden; in diesem Punkt hat sich viel verschlimmert, und wie sehr Sie sich auch einschränken wollten, so würde doch eine Summe von 1000 Thalern jährlich erfordert werden. Wenn Sie aber keines Ihrer Kinder bei sich haben, so kommen Sie natürlich viel wohlfeiler weg. Es käme darauf an, es wenigstens auf ein Vierteljahr zu versuchen. 

Im Sommer werden wir wahrscheinlich selbst nicht hier seyn, da wir unsern Freunden in Dresden versprochen, wieder hin zu kommen; dieß würde aber vor Ende Julius nicht ausgeführt werden. 

Meine Frau wird Ihnen über alles das weiter schreiben. Ich habe nichts hinzuzusetzen, als daß Sie mir, wenn Sie Ihren Vorsatz ausführen, herzlich willkommen seyn werden. Niemand kann mehr als ich wünschen, daß Ihr Leben immer heiter und froh seyn möchte, und was die aufrichtigste Freundschaft dazu beitragen kann, das ist Ihnen von Seiten meiner gewiß. 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 334. Z. 3. Vgl. Nr. 1744.