Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 2. Januar [Sonnabend] 1802.

Nebst meinen besten Wünschen zum neuen Jahr, welches nunmehr das neunte unsrer mir so erfreulichen Freundschaft ist, sage ich Ihnen den schönsten Dank für die überschickten mir so angenehmen Sachen. Millers schönes Geschenk hat mich und meine Frau auf das höchste überrascht; oft schon hatte ich meinem Schwager den Besitz dieses Werks beneidet, und nun sehe ich mich wider alle Erwartung selbst in seinem Besitz. Haben Sie die Güte, Ihm, bei gefälliger Uebersendung des Einschlusses, meinen und meiner Frau herzlichen Dank für dieses meisterhafte Werk zu versichern. 

Tressan ist um den Preiß von 2 Carolin eine sehr wohlfeile und schöne Acquisition, für deren Besorgung ich Ihnen aufs beßte danke. 

Meine neue Bearbeitung der Turandot von Gozzi ist fertig und wartet auf Ihre Verfügung. Da ich das Manuscript aber an die Theater verkaufen kann, so ist es besser mit der Herausgabe bis auf Michaelis zu warten, und es hat also mit dem Druck bis nach Ostern Zeit. Es wäre vielleicht zur Veränderung nicht übel eine zierliche Edition in ganz kleinem Octav, wo es alsdann etwa zwölf Bogen betragen wird, davon zu veranstalten und das Werkchen mit einem Kupfer zu verzieren. Da man 9 Monate dazu Zeit hat, so kann etwas Gutes zu Stande kommen. Vielleicht macht Ramberg die Zeichnung und wählt das Sujet selbst (er kann sich ganz nach der prosaischen Uebersetzung des Gozzi richten, welche Werthes gemacht hat, weil in dem wesentlichen nichts von mir abgeändert ist.) Kohl in Wien liefert Ihnen vielleicht den Kupferstich. 

Zu Ihrem DamenCalender sollen Sie zu rechter Zeit einen Beitrag von mir erhalten. 

Mein Schwager ist seit seiner Zurückkunft von Petersburg hier sehr glücklich gewesen. Er ist wirklicher Geheimer Rath des Herzogs und Oberhofmeister worden, und hat also wirklich Ursache, seinen guten Sternen zu danken, die ihn aus Würtemberg nach Sachsen geführt haben. 

Da ich höre, daß meine Mutter sich nicht wohl befindet und deßwegen nach Stuttgardt gegangen, so bitte ich Sie, Ihr auf meine Rechnung, außer der Ordnung 25 Gulden gütigst zu übersenden. Ich lege diesen Brief an sie bey und bitte solchen aufs baldigste zu befördern. 

Meine Frau empfiehlt sich nebst mir Ihnen und den Ihrigen aufs freundschaftlichste. 

Schiller.

 


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
11. Jan.
26. Jan.

1 Zu S. 325. Z. 27. Müllers Stich der Schlacht bei Bunkershill.
Zu S. 326. Z. 3. Der Einschluß ist Nr. 1741. (Diese Nummer hätte wohl der Nr. 1739 vorausgestellt werden müssen). Zu Z. 6. Vgl. zu Nr. 1733. Zu Z. 14. Die Turandot erschien ohne Kupfer in klein Oktav. Zu Z. 30. Die Mutter hatte ihm am 20. Dez. von ihrer Krankheit geschrieben. Vgl. Schillers Mutter von Dr. Ernst Müller S. 178. Schillers Antwort vom 3. Jan. fehlt.