Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an August Wilhelm Iffland

Dresden den 2. Sept. [Mittwoch] 1801. 

Hier, mein werthester Freund, das Theatermanuscript meiner J. v. O. Sie geben mir dafür, was Sie glauben, daran wenden zu dürfen. Unger hat Ihnen einen Preiß darauf gesetzt, der mehr seiner eigenen guten Meinung von dem Stück als meiner Erwartung gemäß war. 

Leider werde ich abermals abgehalten, Berlin zu besuchen, und was mir eben so leid thut, daß wir Sie, wie ich höre, auch in Weimar nicht sehen werden. Möge ein gutes Geschick uns bald wieder, sei es wo es wolle, zusammen führen. 

Nach allem was ich von Mad. Unzelmann höre, muß ich wünschen, daß ihr die Rolle der Johanna zufallen möge. Die kleine Figur, welche die größte Einwendung dagegen scheint, hat bei der Johanna, so wie ich sie in dem Stücke genannt habe, nicht soviel zu bedeuten, weil sie nicht durch körperliche Stärke, sondern durch übernatürliche Mittel im Kampf überwindet. Sie könnte also, was dieses betrifft, ein Kind seyn, wie der Oberon, und doch ein furchtbares Wesen bleiben. 

Den Thibaut empfehle ich noch besonders zu einer guten Besetzung. 

Leben Sie recht wohl. Ihre Antwort findet mich nach drey Wochen wieder in Weimar. 

Von ganzem Herzen der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Fehlt in K.
Z. Eingetr. d. 6. Okt. (fehlt).
Zu S. 298. Z. 5. Unger vom 25. Juli 1801 an Sch.: „Iffland kommt d. 2. Aug. wieder. Ich habe für Ihr herrliches Stück 30 Frd’or. gefordert; 100 Thlr. schien mir zu wenig, und Iffland wird gewiß dabei kein Bedenken finden. Das will ich schon mit ihm ausmachen.“ (Gödeke, Geschäftsbriefe Nr. 186).