Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Christian Reinhart

Weimar, 15. Juni [Montag] 1801.

Wie sehr, mein lieber alter Freund, erfreute mich der Beweis Seines Andenkens und Seiner fortwährenden Freundschaft! Auch mir ist das Bild des guten Reinhart immer lebendig geblieben, und jeder Wanderer aus Rom mußte mir von Ihm erzählen. Ich bin deßwegen dem Bury, der sich ein Jahr hier aufhielt, besonders gut geworden, weil er mich durch seine Person etwas an Ihn erinnerte und immer mit großer Anhänglichkeit von Ihm sprach. Tausend Dank, lieber Alter, für die schöne Landschaft und für die Ehre, die er mir dabei erwiesen hat. Ich hatte schon längst vernommen, daß Er seinen Aufenthalt zu Rom recht gut benutzt hat, und freue mich nun doppelt, den Beweis davon in Händen zu haben. Aber auch Ihn selbst wünschte ich recht herzlich wieder zu sehen, und mich Ihm als Hausvater zu präsentiren. Ich habe zwei Jungen, davon der älteste schon 8 Jahr ist und brav lernt, und ein Mädchen von anderthalb Jahren; alle drei machen mir große Freude, und geben mir eine neue Existenz. 

Freilich ist dieses kleine Volk auch ein Gewicht, das sich an unser Dasein hängt, und ohne dasselbe würde ich manche Vorsätze ins Weite hinaus zu Stande gebracht haben; denn unter meinen Wünschen und Plänen war längst auch eine Reise nach Italien, wozu ich vor der Hand keine Möglichkeit sehe. Ich werde also wahrscheinlich warten müssen, bis Er nach Deutschland kommt, um meinen alten Freund wieder zu umarmen. 

An Fernow bitte ich mich recht freundlich zu empfehlen. Ich freute mich jedes Guten, das ich von ihm hörte, und habe immer mit Antheil an ihn gedacht. 

Ihn, lieber Freund, umarme ich herzlich und empfehle mich Seinem ferneren Andenken. Ich lebe und sterbe als Sein treu ergebener Freund 

Schiller.


Bemerkungen

1 Nach K. ist Nr. 1697 erst am 30. Juni abgesandt.
Zu S. 282. Z. 20. Reinhart hatte die Radierung einer Sturmlandschaft Schiller gewidmet. Die Unterschrift lautet: Friderico Schiller Ingenio, arte, virtute illustri.