Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Weimar 5 März [Donnerstag] 1801.

Eben bin ich im Begriff auf einige Wochen nach Jena abzureisen, um dort in der Stille meines Gartenhauses mich zu Beendigung meiner Arbeit zu sammeln. Du hast schon einmal in einem Deiner Briefe sehr richtig bemerkt, daß ich hier mehr Zeit verliere als in Jena. Ich habe diß sehr erfahren und da außerdem eine sehr unruhige Straße worin wir wohnen und ein geräuschvolles Haus mich im Arbeiten stören, so muß ich fliehen um in Ruhe zu seyn. Wenn ich recht fleißig und in der Stimmung glücklich bin, so denke ich mit Anfang Aprils ziemlich fertig zu seyn; bis dahin ist freilich noch viel zu thun. Ich habe mich diesen Winter recht glücklich durchgeschlagen und auch meine Frau und die Kinder. Mit Sehnsucht erwarte ich nun das Frühjahr, um wieder recht in der Luft zu leben. 

Eine verbesserte Ausgabe meines Carlos und meiner niederländischen Geschichte haben mir, neben der letzten Durchsicht des Macbeth und der Maria viele kleine Geschäfte gemacht und von meiner neuen Arbeit abgezogen, die sonst fertig seyn könnte. Deine Bemerkungen über Maria habe ich genutzt, Du hast mich dißmal leicht entschlüpfen lassen. 

Schreibe doch bald, wie es mit Euch steht. Herzlich umarmen wir euch. Von Jena aus schreibe ich Dir ein mehreres.

Dein 

Sch. 

[Adresse:]
               an Herrn
   Appellationsrath Körner
                               in
      franco                    Dresden.


Bemerkungen

1 Zu S. 247. Z. 10. Vgl. Körner an Sch. vom 10. Sept. 1800: „Mir war auch für Dich anfänglich bange, daß Du in Weimar weniger produktiv sein würdest.“ Aber Körner hatte hinzugefügt: „Aber der Erfolg hat das Gegentheil gezeigt.“ Sonst finde ich aber für Schs. Bemerkung gar keinen Anhalt in den Briefen Körners, Sch. müßte denn an die Bemerkung Körners im Briefe vom 4. Aug. 1799 noch vor Schs. Übersiedelung nach Weimar gedacht haben: „Übrigens wünsche ich, daß Dir sonst der Aufenthalt in Weimar behagen mag. Wenigstens mußt Du Dich gleich anfänglich auf einen gewissen Fuß setzen, um Deine Unabhängigkeit zu behaupten und manchen lästigen Umgang vermeiden zu können.“ Zu Z. 24. Von Körners Bemerkungen zur Maria Stuart im Briefe vom 28. Januar 1801 hat Sch. doch nur den kleineren Teil genutzt. In I 6. las Körner: „Den Himmel hinter mir,“ wo es jetzt heißt: „Die Heimat hinter mir.“ Und in III 8 hat Sch. drucken lassen: „Das Anathem’ ausdeutete,“ wo Körner wohl die Lesart vor sich hatte: „Das Anathema deutete.“ Aber drei andere von Körner gerügte Stellen ließ Schiller unverändert.