Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Unger

Weimar, 28. Nov. [Freitag] 1800.

Allerspätestens in der Mitte des März ist die Tragödie in Ihren Händen, dafür stehe ich Ihnen mit dem Wort eines Mannes. Aber früher als ich fertig bin, verrath ich den Inhalt nicht. Ich habe das Misvergnügen gehabt, daß von dem Wallenstein und der Maria Stuart so viel im Publikum geschwatzt worden, als beide Stücke noch unter meiner Feder waren, daß mir die Arbeit dadurch beinahe verleidet worden wäre. Um dieses zu vermeiden, habe ich selbst meinen intimsten Freunden aus meiner jetzigen Arbeit ein Geheimniß gemacht und Sie sollen der Erste seyn, der zugleich mit dem Stück auch das Geheimniß erhält.

Nun entsteht die Frage, wie es mit den Kupfern soll gehalten werden. Mir scheinen diese überflüssig, denn das Werk wird sich, hoffe ich, selbst empfehlen, und da Sie das Mscrpt. nicht wohlfeil erhalten, so könnten Sie Sich die 100 Ld’ors, welche die Kupfer leicht kosten können, ersparen. Allenfalls könnte ein Titelkupfer genommen werden und dazu paßt nichts so sehr als eine Minerva. Diese könnte Herr Professor Meier von hier nach der schönsten Antike, die man von dieser Göttin hat, sorgfältig zeichnen und Herr Bolt punctieren. Das ist meine Proposition. Bestehen Sie aber auf mehreren Kupferstichen, so muß ich solche auswählen, die das Stück nicht verrathen, und es muß mir erlaubt seyn, die Unterschriften, wodurch sie erklärt werden, bis auf den März zurückzuhalten. Die zwei lezten entscheidenden Kupferstiche könnten dann etwa auch bis dahin aufgeschoben werden, weil es dann immer noch drey volle Monate bis zum Einbinden der Exemplare sind. 

Sie werden, da Sie selbst ein Kunstverwandter sind, diese Bedenklichkeiten für keine leere Grille halten. Ich verliere nun einmal die Neigung zu meinem Geschäfte, wenn die Schwätzer, deren es so viele im Publikum giebt und die Makler, dergleichen wir unter andern auch hier in Weimar haben, mir den Gegenstand durch ihr schmutziges Organ verderben. 

Was die Form des Drucks betrifft, so scheint mir die Schrift, davon Sie eine Probe beigelegt, doch um ein merkliches zu klein und zu scharf, auch kann das Format beträchtlich größer seyn; wenigstens so groß als mein erster Musen-Almanach, den Sie gedruckt haben. Auf lateinischer Schrift will ich nicht gerade bestehen, sobald Sie eine größere deutsche nehmen, als die, welche Sie mir vorschlugen. Wird alsdann das Format um so viel größer, so bleibt dasselbe Verhältniß der Verse zu den Zeilen. 

Daß einige 1000 Exempl. auf hübschem Papier abgedruckt werden, brauche ich Ihnen nicht zu empfehlen. 

Ein Engländer, der jezt hier lebt, hat ein geistreiches Werk im Geschmack des Boccaz geschrieben, aus mehreren Novellen bestehend, die in einander geschoben und zu Einem Zweck in einem angenehmen Ganzen vereinigt sind. Er will dieß Werk, welches 3 bis 4 Bändchen beträgt, deutsch übersetzen lassen, eh es in England herauskommt, und bietet es Ihnen an, unter billigen Bedingungen. Der Artikel scheint mir keine schlimme Spekulation, nach dem einzelnen was ich daraus gelesen. 

Ich empfehle mich Ihrer freundschaftlichen Gewogenheit 

Schiller.


Bemerkungen

1 Fehlt in K.
S. 223. Z. 20. B. zurück zu behalten.
Es handelt sich um den Druck der Jungfrau von Orleans. Der Druck zeigt lateinische Schrift. Als Titelkupfer findet man nach Schs. Vorschlag einen Boltschen Stich eines Minervakopfes nach Meyers Zeichnung.
Zu S. 224. Z. 7. Paradies der Liebe von Lawrence erschien in Ungers Journal der Romane Bd. 6-9. Vgl. die Anmerkung in A.