Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar, 25. Sept. [Donnerstag] 1800.

Ihre zwey lezten Briefe mit dem DamenCalender und mit der Assignation an Frege haben erhalten, und danke Ihnen für beides aufs beßte. Dem Damen-Calender wünsche ich das beßte Glück; was man auch gegen die Kupfer einwenden mag, so erregen sie doch Neugier durch ihre Mannichfaltigkeit, unter den vordern Kupfern befinden sich recht artige, obgleich in allen der Gedanke leer und trivial ist. Pfeffel fängt nachgerade an zu radotieren und mit Hubers Erfindungen will es nicht recht fort. Ich wünsche, daß die erstaunliche Menge von Taschenbüchern etc. die in dem dießjährigen Meßcatalog figurieren, das Publicum nicht zu sehr in partes theile und den Absatz des Ihrigen dadurch verringern mögte. Vieweg thut mit seinem Taschenbuche sehr groß. Diese Calendermacherey ist jezt auf einer so übertriebenen Höhe, daß sie sinken muß, und ich läugne nicht, daß ich mich mit einer gewissen innern Zufriedenheit aus diesem Felde zurückziehe. Denn an meinen MusenAlmanach ist dieses Jahr nicht mehr zu denken, ich habe erst vor 8 Wochen ein neues Stück angefangen, aber nicht die Maltheser; es ist weitläuftig und kann vor Ende des Winters nicht fertig werden. 

Die Berechnung, welche Ihnen Küttner über die Maria macht, finde ich unglaublich und übertrieben. Wären die Druckkosten so beträchtlich als er schreibt, das Papier so theuer und doch 33 pro Cent Rabatt so begreife ich nicht, wie in England viele Bücher könnten gedruckt werden und mit theuren Honararien bezahlt, denn jedes Buch müßte einen Absatz von mehr als 1000 Auflagen haben, nur um die Verlagskosten heraus zu bringen. Und wie kann er Ihnen unter solchen Umständen 45 Pfund Netto Profit herausbringen. Wäre es aber wirklich so, wie ich nicht glauben kann, so wollte ich lieber rathen das Buch in Deutschland drucken zu lassen und gedruckt nach England zu schicken, weil an Papier und Druckkosten in Deutschland über 200 Thaler erspart würde und das Porto nicht 60 Thaler kosten kann. Und wenn dieß nicht angienge, so möchte ich lieber von der ganzen Unternehmung abrathen, denn ich fürchte sehr daß die Commission in ungeschickten Händen ist. Da Herr v. Mellisch nicht hier ist und ich diesen Brief nicht länger aufschieben wollte, so habe ich mich mit ihm noch nicht darüber besprechen können. 

Ich habe mit verschiedenen Engländern über den Handel mit Bell gesprochen und alle sagen mir, daß er ganz positiv zur Zahlung angehalten werden könne, sobald Sie sein Wort schriftlich aufzeigen können, und er nicht beweisen könne, daß das andere nach England gekommene Manuscript von Ihnen oder von mir herrühre. So schnell also müßte man die Sache doch nicht aufgeben. Wer weiß wie sich der Commissionär dabey benommen haben mag. 

Leben Sie recht wohl lieber Freund. Möge Ihnen der Himmel in Ihren Gegenden Ruhe und Glück zu Ihren Unternehmungen schenken. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau. Mit dem nächsten Postwagen erhält sie meine Gedichte, als ein kleines freundschaftliches Andenken von mir. Meine Frau will heute schreiben. 

Ganz der Ihrige. 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
7. Okt.
10. Okt.

1 Fehlt in K.
Zu S. 204. Z. 1. Charl. v. Schiller (Brf. an Cotta vom 26./9. 1800) urteilte über Pfeffel sehr viel günstiger. Zu Z. 13. Der Name von Schiller verlesen für Hüttner, Cottas Kommissionär in London. Vgl. X. Es handelt sich wohl um Mellish’ Übersetzung der Maria Stuart ins Englische. Zu Z. 32. Vgl. AB. S. 405 ff.
Zu S. 205. Z. 10. Das Ende des Briefes scheint vom 26. Sept. zu sein. Wenigstens ist Charlottens Brief vom 26. datiert. Vgl. AB. S. 402.