Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 4. Sept. [Donnerstag] 1800.

Die gute Nachricht, die Sie mir von dem schnellen Absatz des Wallenstein geben überwiegt bei weitem die üble Post aus London. Vielleicht haben wir mit dem Wallenstein noch soviel Glück um jene Wunde zu verschmerzen. Mein Rath wäre, vor der Hand genaue Kundschaft von Herrn Coleridge selbst einziehen zu lassen, auf welchem Weg er das deutsche Original erhalten und es ihm als eine Ehrensache vorzustellen, daß er die Wahrheit sagt. Hat derselbe das deutsche Manuscript wirklich unmittelbar aus Deutschland und nicht durch Bell erhalten, so wird mit dem leztern freilich nicht viel zu machen seyn. Doch entschließt er sich vielleicht zu Einem Theil der Summe oder es ist möglich im Bücherhandel Repressalien gegen ihn zu gebrauchen. Sollte aber wirklich nichts mit ihm zu machen seyn, so müssen wir suchen, mit der Maria mehr Glück zu machen. 

Ich sende Ihnen hier den Brief des Hrn. v. Mellisch, der neulich beizulegen vergessen wurde. Wenn Ihnen aber nun diese Entreprise zu weitläuftig vorkäme, so ist es vielleicht noch möglich, mit dem englischen Manuscript in der Hand einen guten und billigen Verleger in London zu finden, welcher aber freilich sogleich einen Theil der Summe baar zahlen müßte damit man vollkommene Sicherheit hätte – Uebrigens läugne ich nicht, daß ich Ihnen zu dem Selbstverlag des Stücks in England immer noch rathen würde, sobald Sie Sich auf Ihre Commissionairs verlassen dürfen. 

Bei der neuen Auflage des Wallenstein will ich nur erinnern, daß ich, wenn keine lateinischen Lettern dazu genommen werden, die jetzige Schrift ganz wie sie ist beibehalten wünsche. Sollten Sie Lust haben zu lateinischer Schrift, so wünschte ich daß sie von der Größe wäre, wie bei Matthissons Gedichten, welche in Zürch gedruckt worden; Sie könnten dann vielleicht drei Bogen im Ganzen ersparen, wenn man 30 Zeilen auf die Seite rechnete. 

Uebrigens wollte ich unmaßgeblich rathen, ehe Sie an die neue Auflage des W. gehen, erst an die Buchhandlungen zu schreiben, daß sie die noch nicht abgesezten Exemplarien der ersten Auflage jezt zurückgeben weil nachher keines mehr remittiert werden dürfe. Ohne diese Vorsicht könnten doch mehrere Exemplarien der alten Auflage noch zurückbleiben, weil der Absatz in den verschiedenen Provinzen ungleich seyn kann. 

Wollten Sie den Druck der neuen Auflage beschleunigt wissen, so gienge es vielleicht an, jeden Theil in einer andern Officin zu drucken, wodurch 6 Wochen Zeit gewonnen würden; denn die Schrift bei der ersten Auflage ist überal zu haben. 

Leben Sie recht wohl lieber Freund. Es sollte mich herzlich freuen, wenn der Wallenstein Sie endlich einmal für das viele belohnte was Sie an mich und meine Werke schon gewendet. 

Ganz der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
10. Sept.
12. Sept.

1 Fehlt in K.
Zu S. 195. Z. 22. Vgl. die Anmerkung zu x. in AB. Der Buchhändler Bell scheint sich geweigert zu haben, den bedungenen Preis für eine Übersetzung des Wallenstein zu zahlen, weil bei Coleridge schon vorher eine erschienen sei nach einem ihm aus Deutschland zugegangenen Manuskript.
Zu S. 196. Z. 3. Von Mellish waren am 14. u. 19. Aug. Briefe bei Schiller eingetroffen, die verloren sind.