Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Weimar 2. Aug. [Sonnabend] 1800.

Ich freue mich aus Ihrem Brief Ihre baldige Zurückkunft zu vernehmen und wünsche Glück, daß Sie Ihre Zeit so gut angewandt haben, auch daß an den Faust gedacht worden ist. So verliere ich die Hofnung nicht, daß diese Jahr noch ein großer Schritt darinn geschehen wird. 

Ich kann Ihnen dißmal nur einen kurzen Gruß sagen. Göpferdt sendet mir zwei Correcturen zu, die schnell expediert seyn müssen und ich bin gezwungen auf die Bibliothec zu gehen, um eine ganze Litteratur zusammen zu suchen. Mein Stück führt mich in die Zeiten der Troubadours, und ich muß um in den rechten Ton zu kommen, auch mit den Minnesängern mich bekannter machen. Es ist an dem Plan dieser Tragödie noch gewaltig viel zu thun, aber ich habe große Freude daran, und hoffe, wenn ich mich bei dem Schema länger verweile, in der Ausführung alsdann desto freier fortschreiten zu können. 

Der Gedanke wegen der Höllenbraut ist nicht übel und ich werde mir ihn gesagt seyn lassen. 

Leben Sie also wohl bis auf Wiedersehen. Meine Frau grüßt Sie aufs beste. 

Sch. 

[Adresse:]
   HE Geheimenrat von Göthe
              Hochwohlgeb.
                                  in
      fr.                             Jena.


Bemerkungen

1 Zu S. 184. Z. 17. Goethe hatte seien Rückkehr nach Weimar auf Montag d. 4. Aug. angekündigt. Zu Z. 19. Goethe schrieb in X., am 31. Juli habe er einen kleinen Knoten im Faust gelöst.
Zu S. 185. Z. 1. Vgl. X.