Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Johann Friedrich Unger

Weimar, 26. Jul. [Sonnabend] 1800.

Ich bitte Sie recht sehr um Verzeihung, werthester Herr, daß ich Ihnen so spät für die gütige Besorgung meiner Angelegenheit danke, und Ihre beiden Schreiben nicht früher beantwortete. Die Spiegel haben meinen ganzen Beifall, den Rest des Geldes hat mir die Hofmannsche Buchhandl. vor 8 Tagen ausbezahlt, weil ich eine Zeitlang auf dem Lande abwesend war. 

Es ist mein sehnlichster Wunsch nach Berlin zu kommen, und von Ihrer gütigen Einladung Gebrauch zu machen, aber die Ausführung hängt noch von Umständen ab, und besonders von dem Wohlbefinden meiner Frau, die mich gerne begleiten möchte. 

Maria Stuart, die Sie vielleicht bald in Berlin werden spielen sehen, denn ich habe das Mscrpt schon vor Einem Monat an HE Ifland gesendet, ist nicht mehr zu meiner Disposition, ich habe sie schon vor längst Herrn Cotta zugesagt. Aber ein anderes Stück hoffe ich Ihnen gewiß für den Calender von 1802 zu liefern und endlich meine Zusage zu erfüllen. 

Auch habe ich des herauszugebenden Deutschen Theaters wegen mit Göthen neuerdings gesprochen und er hat große Neigung dazu. Diesen Winter sollen die Anstalten dazu gemacht werden, wo ich Ihnen dann auch unsern Plan ausführlicher mittheilen werde. 

Die versprochene zweite Erzählung zum Journal der Romane erhalten Sie binnen 8 Tagen, aber ich zweifle, ob ich Ihnen diesen Sommer und Herbst noch etwas eigenes werde dazu liefern können, da ich noch ganz in einer angefangenen Arbeit für das Theater stecke und nicht weiß, wann ich diese beendigen werde. Selbst meinen Musenalmanach, von dem ich noch ein Jahrgang habe liefern wollen, muß ich deßwegen fallen lassen. 

Sie haben recht, mit dem Druck des Wallenstein nicht zufrieden zu seyn, es sind mehrere Ungeschicklichkeiten dabei begangen worden. Eine schönere Ausgabe ist von dem Stück nicht gemacht, HE Cotta will dieses versparen, bis meine sämmtlichen Schauspiele gesammelt worden. – 

Zur Vollendung des Geistersehers fällt mir leider die Stimmung gänzlich. Es ist eine zu lange Zeit, daß ich den ersten Theil verfertigt habe, ich wollte eben so gut einen ganz neuen Roman schreiben, als diesen alten beendigen. Die erste gute Idee die ich zu einem solchen habe, soll Ihrem Journal der Romane gewidmet seyn. Vielleicht würde ein verständiger geistreicher Auszug aus dem Coeur humain devoilé von Retif de la Bredonne ein sehr schäzbarer Beitrag dazu seyn. Es sind, wie Sie vielleicht wißen, 8 Bände von dieser Selbstbiographie die noch lange nicht geendigt ist, heraus, die aber so wie sie jetzt sind, weder gekauft noch allgemein gelesen werden können, obgleich die Schrift eine der wichtigsten in der ganzen neuern Litteratur ist. Diese acht Bände in zwey zusammengezogen müßten unendlich interessieren, doch muß ich hinzusetzen, daß sie nicht immer von züchtigen Materien handeln. 

Ihr letztes Schreiben haben mir die beiden Herren aus Wien überbracht, diese Bekanntschaft machte mir vieles Vergnügen.

Die Einlage bitte an HE Süvern und Mad. Fichte gütigst zu besorgen. – 

Mit vorzüglicher Achtung 

D Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 177. Z. 30. Unger hatte Sch. einige Spiegel besorgt.
Zu S. 178. Z. 10. Vgl. Nr. 1592. Zu Z. 14. Vgl. Nr. 1458. Zu S. 19. Vgl. Nr. 1574. Zu. Z. 21. Hier antwortet Sch. auf Ungers Brief vom 8. (6. ?) Mai. Vgl. Gödeke, Geschäftsbrfe. S. 228 u. Arch. f. Littgesch. V. 465. Zu Z. 28. Unger vermißte wohl den Schmuck der Ausgabe durch Kupfer.
Zu S. 179. Z. 12. Nach X. die Herren Baron de Sadargna u. Dr. Weintridt. Zu Z. 14. Der Einschluß an Süvern Nr. 1604, der an Frau Fichte war vielleicht ein Brief von Schs. Frau.