Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar 2. Februar. Sonntag. 1800.]

Es ist ein weißer und kein rother Wein von dem ich Ihnen gestern sprach. 

Ich werde mich heut Abend einstellen. 

Seitdem ich das Original von Shakespear mir von der Fr. v. Stein habe geben lassen, finde ich, daß ich wirklich beßer gethan, mich gleich Anfangs daran zu halten, so wenig ich auch das englische verstehe, weil der Geist des Gedankens viel unmittelbarer wirkt, und ich oft unnöthige Mühe hatte, durch das schwerfällige Medium meiner beiden Vorgänger mich zu dem wahren Sinn hindurch zu ringen.

Leben Sie recht wohl. 

S.


Bemerkungen

1 Zu S. 135. Z. 16. Schiller hatte nach K. Im Januar einen Eimer Wein aus Suhl durch den Jenaer Weinhändler Zapf bezogen. Zu Z. 21. Schiller war mit der Übersetzung des Macbeth beschäftigt. Zu Z. 24. Es zeigt diese Stelle meines Erachtens klar, daß Schiller zwei frühere deutsche Übersetzungen benützt hat. Dagegen spricht Düntzer, Sch. u. Goethe S. 212 nur von der Wagnerschen, und Gödeke spricht im Vorwort zum 13. Teil der Sämtl. Schriften Schillers wiederum nur von einer Vorlage: „Bei Macbeth lag, während der englische Text nur stellenweise benützt wurde, weder die Eschenburgische, noch die Wagnersche, sondern die von Gebr. Eckert in Mannheim hin und wieder veränderte, in Straßburg nachgedruckte Uebersetzung Eschenburgs zum Grunde, die Schiller sich in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts durch Cotta besorgen ließ.“ Die Untersuchung über seine Quellen überlasse ich andern, aber daß er zwei deutsche Übersetzungen benützt hat, hätte nach unserm Brief, als Grundlage der Untersuchung gelten müssen.