Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar, 20. Januar. Montag. 1800.]

Ich danke schönstens für das überschickte. Sie sagen mir nicht, was Serenissimus von der Iphigenia auguriert und geurtheilt hat. Diesen Abend werde ich nach 6 Uhr mich einstellen, nachdem ich die 2 ersten Aufzüge des Macbeth aus dem rohen gearbeitet.

Von den Eckardtshausischen Künsten habe ich, neulich bei der Herzogin, Herdern mit großem Vertrauen und Lob sprechen hören; des Mannes selbst nahm er sich wenigstens sehr lebhaft an. 

Ich lege hier eine Scene aus Wallenstein für Vulpius bei. Ich wählte die erste Scene Gordons mit Buttlern, wo von Wallensteins Jugend Notizen vorkommen, und die sich außer dem Zusammenhange leicht lesen läßt. 

Leben Sie recht wohl. 

S. 

[Adresse:]
            Des Herrn
   Geh. Rath von Göthe
          Hochwohlgeb.


Bemerkungen

1 Zu S. 134. Z. 3. Das Ueberschickte war ein Packet Siegellack, ein Brief Humboldts und ein Exemplar der Iphigenie. Es war wohl Humboldts langer Brief an Goethe vom 28. Nov. 1799. Goethe hatte in X. auf die Künste des Grafen Karl von Eckardtshausen scherzend Bezug genommen, von dem der Reichsanzeiger kürzlich einen avis aux amis des recherches secrètes de la nature ou découvertes interessantes pour le commencement du dix-neuvième siècle gebracht hatte. Knebel, der ihn persönlich kannte, schrieb am 23. Jan. an Herders Gattin: „Ich hoffe nicht, daß Sie den Charlatanerien des armen selbstbetrogenen Eckardtshausen einigen Gehalt beilegen.“ Man sieht, die Warnung war berechtigt (Düntzer, Sch. u. G. 211). Über Eckardtshausen vgl. die Allgem. Deutsche Biographie. Zu Z. 12. Im Februarheft des Janus 1800. (Eine Zeitschrift auf Ereignisse und Thatsachen gegründet.) Weimar, Gebr. Gädicke, konnte der Herausgeber den 1. u. 2. Auftritt des 4. Aufzugs des Wallenstein erscheinen lassen.