Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

6. Jan. [Montag] 1800. 

Ich werde mitnichten mich versuchen lassen, den vorgestrigen langen Weg noch einmal zu machen, und wenn ich heute Abend nach geendigter Arbeit zu Ihnen kommen darf, so wird es mich sehr erfreuen und erquicken. Ich habe heute angefangen auf den Prolog quaestionis zu denken, und vielleicht schenkt mir der Himmel eine gute Stimmung das Gedicht heute, wo nicht zu beendigen, doch fürs erste die Anlage dazu zu machen. 

Wenn Sie es nicht contramandieren, so werde ich mich heute gegen Sieben Uhr einstellen. 

Sch. 

[Adresse:]
         Des Herrn
   Geh. Rath v. Göthe
       Hochwohlgeb.


Bemerkungen

1 Zu S. 128. Z. 2. Düntzer deutet den Weg (nach X.) auf den Besuch der Vorstellung des Gustav Wasa. Z. 24. Der Prolog quaestionis ist das Gedicht an Goethe, als er den Mahomet auf die Bühne brachte, das ursprünglich als Prolog dienen sollte.
Zu S. 129. Z. 3. Das Geschäft ist wohl der Beginn der Proben zum Mahomet. Düntzer denkt an den Beginn der Bearbeitung der Iphigenie für das Theater.
Zu S. 129. Z. 23. Der Ausdruck Quartett ist dunkel. Düntzer glaubt an eine Gesellschaft bei Schiller, an der nur Goethe, Meyer und Schelling teilnahmen. Aber das ist doch unsicher, zumal Schiller sich nach einem Besuch von Hufeland für diesen Abend bei Goethe angesagt hatte. Vielleicht hatte ihn Goethe aufgefordert, Hufeland mitzubringen. Aber die eine wie die andre Vermutung schwebt in der Luft und ist darum wertlos. Zu Z. 25. Vgl. zum Prolog quaestionis zu Nr. 1549.