Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 1. Nov. [Freitag] 99. 

Seit meinem letzten Briefe, werthester Freund, habe ich sehr viel Leiden ausgestanden. Meine Frau ist am 9ten Tag nach ihrer Entbindung von einem Nervenfieber befallen worden, wozu sich der Friesel schlug und liegt schon 8 Tage lang ohne Besinnung darnieder. Sie können selbst denken was ich bei diesem Unglück gelitten habe und noch leide. Zwar erklärt unser Arzt, daß die Gefahr ihres Lebens vorbei sei und daß auch ihr Verstand nicht dadurch leiden werde, aber das kann uns nicht ganz beruhigen, daß wir uns nicht mit den schrecklichsten Besorgnissen quälen. 

Meine eigne Gesundheit hat biß jezt gottlob nicht gelitten, ob ich gleich eine Nacht über die andere bei meiner Frau wache und den Tag über wenig von ihrem Bette komme. Wie es in die Länge gehen wird, weiß Gott, denn wenn es auch noch so gut geht, so wird der Zustand so schnell nicht vorüber gehen. 

Hoffentlich haben Sie mein Paquet mit den 2 Schauspielen für Bell erhalten. Der Sicherheit wegen hab ich einen Valor an Geld darauf geschrieben, um einen PostSchein darüber zu empfangen.

Auch hoffe ich daß Sie die Güte gehabt haben werden, wegen des Geldes warum ich Sie ersuchte, Verfügung zu treffen. Ich erwarte mit großem Verlangen Ihre Antwort, denn in den jetzigen traurigen Tagen habe ich keine anderweitigen Anstalten treffen können.

Leben Sie recht wohl, werthester Freund, der Himmel gebe daß ich Ihnen bald mit froherem Herzen wieder schreiben könne. 

Leben Sie selbst mit den Ihrigen gesund und glücklich. Ihr ganz ergebener 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
9. Nov.
12. Dez.

1 Zu S. 105. Z. 18. Vom 12. Okt. (abgesandt nach K. am 16. Okt.). Zu Z. 23. Cotta hatte durch seinen Leipziger Bankier Frege 200 Laubthaler an Sch. senden lassen, die nach K. am 16. Nov. eintrafen. Vgl. Cotta an Sch. vom 1. Nov. u. Nr. 1522. Der brave Cotta bat sich als Freundschaftsbeweis von Sch. aus, daß, falls er mehr Geld brauche, doch ja immer nur zu bestimmen.