Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 6. Aug. [Dienstag] 99.

Ich habe mich heut in meiner Arbeit verspätet, und habe nur noch Zeit, Ihnen einen freundlichen Gruß zu sagen. Es freut mich zu hören, daß Sie an Ihre Gedichte gegangen sind und daß diese Sammlung nun gedruckt wird. Das Fach der Episteln und Balladen ists allein, soviel ich weiß, worinn Sie noch keine Masse haben, wenn Sie nicht etwa noch die Idyllen zu vermehren wünschen. Die Elegien, Epigramme und Lieder sind aber desto reicher besetzt. Hoffentlich bleiben Sie bei Ihrem Vorsatz, jedes Ihrer Lieder, wo es auch in größern Werken vorkommt, in die Sammlung aufzunehmen. Es wird eine reiche und erfreuliche Sammlung werden, wenn sie auch nicht nach Ihrer eignen höhern Foderung ausgeführt wird, und was jetzt nicht geschieht, kann ein andermal geschehen, da ein solches Werk ohnehin in 3 bis 4 Jahren vergriffen ist. 

Ich hätte gern diesen neuen Almanach auch noch mit einigen Kleinigkeiten begabt, aber es fehlt mir an aller Stimmung dazu, weil die dramatische Arbeit jede andre ableitet. In dieser geht es bis jetzt in seiner Ordnung fort und wenn meine kleine Reise nach Rudolstadt, die ich projectiert habe, mir keine zu starke Diversion macht, so kann ich den zweiten Akt noch in diesem Monat beschließen.

Leben Sie beßtens wohl in Ihrer Einsamkeit. August hat vorgestern meinen Kleinen eine recht große Freude mit seinem Besuch gemacht. Die Frau grüßt Sie schönstens. Parny folgt hier mit vielem Dank zurück.


Bemerkungen

1 Zu S. 64. Z. 16. Goethe sammelte seine Gedichte für den 7. Band seiner Schriften bei Unger.
Zu S. 65. Z. 5. Vgl. zu Nr. 1482.