Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 5. Sept. [Mittwoch] 98. 

Weil mein Schnupfen noch heftig ist, so will ich meine Wanderung lieber noch einen Tag oder zwey verschieben. Auch kann ich morgen noch eine Correctur abthun, und das Gedicht das ich unter Händen habe vielleicht schließen, obgleich der Schnupfen eine schlechte Stimmung giebt. 

Können Sie noch etwas in den Almanach stiften, so thun Sie es ja, denn es wird hart halten, den nöthigen Tribut zu liefern, obgleich der göttliche Matthisson heute abermals ein Gedicht nachgesendet hat; denn unsere Dichterinnen haben mich stecken lassen.

Die Stanzen, die Sie auf der Herzogin Geburtstag gemacht, wünschte ich zu haben. Das Blatt, das Sie mir gesendet, muß unter meinen Papieren in der Stadt liegen, hier kann ichs nicht finden, vielleicht finden Sie es in Weimar. 

Ein klein Liedchen lege ich hier bei. Gefällt es Ihnen so können wirs auch drucken lassen. Ich finde unter meinen Papieren allerlei angefangen, aber die Stimmung läßt sich nicht commandiren um es zu endigen. 

Leben Sie recht wohl. Ich wünsche zu hören, daß Sie mit der gestrigen Sendung zufrieden sein mögen. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 428. Z. 14. Das Bürgerlied, das am 7. Sept. fertig wurde. Zu Z. 22. Die Stanzen von Goethe wurden noch in den Almanach aufgenommen. (Der lang ersehnte Friede nahet wieder.) Zu Z. 26. Die Poesie des Lebens, das bereits am 12. Juni 1795 begonnen war. Vgl. Nr. 860. Zu Z. 31. Goethes Brief vom 5. Sept. mit der Antwort auf die Sendung der Balladen traf bei Sch. erst am 6. Sept. ein.