Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 4. Sept. [Dienstag] 98. 

Meinen Brief vom Sonntag wird Ihnen der Schwede überliefert haben. Hier folgen die Proben zurück. 

Auch sende ich einstweilen eine von den Balladen, die andere kann ich vielleicht auch noch beilegen. Es sollte mir lieb seyn, wenn ich den christlich-mönchisch-ritterlichen Geist der Handlung richtig getroffen, und die disparaten Momente derselben in einem harmonierenden Ganzen vereinigt hätte. Die Erzählung des Ritters ist zwar etwas lang ausgefallen, doch das Detail war nöthig und trennen ließ sie sich nicht wohl. 

Haben Sie die Güte mich zu erinnern, wenn Sie etwas anders wünschten und mir das Mscrpt mit dem Botenmädchen zurückzusenden. 

Die andere Geschichte hat mir der Hyginus zugeführt. Ich bin neugierig ob ich alle Hauptmotive, die in dem Stoffe lagen, glücklich herausgefunden habe. Denken Sie nach ob Ihnen noch eines beyfällt; es ist dieß einer von den Fällen, wo man mit einer großen Deutlichkeit verfahren und beinahe nach Principien erfinden kann.

Ich habe mir zwar jetzt einen starken Schnupfen zugezogen, doch denke ich, wenn nichts dazwischen kommt, auf den Donnerstag zu kommen. 

Herzlich freue ich mich Sie wieder zu sehen.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau ladet Sie zum Mangold ein, der jetzt recht schön steht. 

S. 

Meine Frau bittet Sie, ihr den versprochnen Stern bald zu schicken.


Bemerkungen

1 Zu S. 426. Z. 11. Über Lindahl weiß ich nichts. Seine Adresse hatte Sch. auf dem Titelblatt von K. verzeichnet. Zu Z. 18. Mir liegt ein Almanach mit der Decke in gelbbraun vor. Blumengewinde bilden auf der Vorder- und Rückseite je ein auf der Spitze stehendes Viereck. Im vorderen stehen die Worte Schillers Almanach 1799, im hinteren sitzt eine Eule über zwei nebeneinander stehenden Leiern.
Zu S. 427. Z. 24. Den Stoff der Bürgschaft nahm Schiller aus dem Hygin. Vgl. Gödeke, SS. XI. S. 456. Betreffs der Motive rügte Goethe in Z. das des Durstes bei dem, der eben erst durch den Fluß geschwommen sei.
Zu S. 428. Z. 5. Zu Mangold vgl. zu Nr. 1359. Zu Z. 8. Franz Sternbalds Wanderungen von Tieck.