Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena, 8. Januar [Montag] 1798.

Nur ein Paar Zeilen für heute, um Dich wegen meiner Gesundheit außer Sorge zu setzen. Ich befinde mich wieder recht wohl, bin in guter Stimmung zum Arbeiten, und es geht mir von der Hand. Auch die übrige Familie ist wohlauf und grüßt Euch herzlich. 

Humboldt hat mir einen großen Brief aus Paris geschrieben, den ich Dir schicken werde, sobald ich ihn beantwortet1.

In acht Tagen erwarte ich Goethe hier, und mit ihm eine wichtige Epoche für mein Geschäft; denn ich werde ihm den Wallenstein vorlesen, soweit er fertig ist. Ich bin voll Erwartung, obgleich ich, im Ganzen genommen, des Eindrucks auf eine gebildete Natur mich ziemlich gewiß halte; denn ich kann nicht leugnen, daß ich mit meiner Arbeit sehr wohl zufrieden bin und mich manchmal darüber wundre. Du wirst von dem Feuer und der Innigkeit meiner besten Jahre nichts darin vermissen, und keine Roheit aus jener Epoche mehr darin finden. Die kraftvolle Ruhe, die beherrschte Kraft wird auch Deinen Beifall erhalten. Aber freilich ist es keine griechische Tragödie und kann keine seyn; wie überhaupt das Zeitalter, wenn ich auch eine daraus hätte machen können, es mir nicht gedankt hätte. Es ist ein zu reicher Gegenstand geworden, ein kleines Universum, und die Exposition hat mich erstaunlich in die Breite getrieben. Obgleich zum zweiten Act noch einige Scenen fehlen, und von den folgenden Acten noch gar nichts in Ordnung gebracht ist, so kann ich Goethe doch viermal so viel, als der Prolog beträgt, vorlesen; Du kannst daraus abnehmen, wie reich mein Stoff ausgefallen – denn an der Schreibart, die sehr concis ist, liegt es nicht. Doch werden die letzten Acte, besonders der vierte und fünfte, merklich kleiner seyn, und die Tragödie, den Prolog abgerechnet, wird nicht über funfzehn gedruckte Bogen füllen2

Ich höre, daß man in Dresden Bordüren zu Zimmern, wie auch Spiegel haben kann. Willst Du so gut seyn und mir eine Bordüre zu einem blauen Zimmer von den Frauen aussuchen lassen, und mir einige Muster davon senden und mich zugleich wissen lassen, ob man sie nur stück- oder auch ellenweise kaufen kann. Auch wünschte ich zu wissen, ob man Spiegel ohne Rahmen bekommen kann, und was zwei Spiegel von etwa einer Elle Breite und zwei Ellen Höhe zusammen kosten. 

Lebe wohl und setze Deine Kritiken über den Almanach bald fort, die ich auch Goethe communicire und die uns viel Freude machen. Herzlich umarme ich Euch alle. 

S.


1 Der Brief war vom 28. Dec. und Schiller antwortete am 29. Januar; beide Briefe sind verloren.
2 Über die Gestaltung des Stückes im Ganzen und Einzelnen muß auf Band 12 der S. Schr. verwiesen werden.


Bemerkungen

1 Zu S. 319. Z. 28. Humboldts Brief fehlt (eingetr. d. 28. Dez. 1797).