Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Johann Friedrich Unger

Jena, 22. Dec. [Freitag] 1797.

Die gütigst überschickten 6 Exemplarien der Agnes habe erhalten und auch sogleich an die Verfasserin befördert, in deren Nahmen ich Ihnen bestens danke. Mit Gelegenheit (denn es hat damit keine Eile) will ich mir von Ihnen noch ein Exemplar für meine Bibliothek ausbitten: von Ihnen soll es als ein Andenken darin stehen. 

Der Vorschlag, den ich Ihnen thun wollte, hieng, und hängt noch von einem äußern Ereigniß ab, ohne welches er nicht kann realisirt werden. 

Es ist die Entreprise eines Theater-Calenders, welcher sich mit allem, was theoretisch und praktisch zu der dramatischen und theatralischen Kunst gehört, beschäftigen sollte. Weil ich aber schlechterdings nicht daran denken kann, wenn ich nicht die Wintermonate in Weimar zubringe und dem Theater näher lebe, so muß ich, um dieses Unternehmen auszuführen, eine Lokalveränderung in meiner Existenz vornehmen, und mich für zwei Orte zugleich einrichten u. s. f.

Uebrigens ist keine Frage, daß diese Unternehmung, welche sich ganz mit meiner Neigung und mit meinen künftigen Beschäftigungen verträgt, auch als Finanzspekulation solid seyn wird. Denken Sie darüber nach, ob Sie darauf entriren können. Erst auf Michaelis 1799 könnte der erste Jahrgang erscheinen, weil ich im Jahr 98 mit andern Arbeiten noch zu sehr beschäftigt bin. Sie müßten also 100 Friedrichsd’or an das Honorarium wenden können und wollen, da ich viele Ausgaben dabei habe, für kleine Beiträge viel bezahlen müßte, auch eine Correspondenz im Auslande halten müßte u. s. w. Ohne Verzierung könnte der Calender auch nicht bleiben. Der Zweck selbst macht mehrere Kupfer nöthig, z. B. die Theaterarchitektur, das Costume, die Mimik betreffend u. d. gl. Jeder Jahrgang enthielte folgende Rubriken: 

1) Theater der Griechen und Römer. 

2) Theater der Neuern. Deutsches. Französisches. Englisches. Italienisches. Spanisches etc. etc. 

3) Theorie des Drama’s und der Schauspielkunst.

4) Critik der Stücke und der Repräsentationen.

5) Dramatische Ausarbeitungen. 

6) Statistik der deutschen Theater. 

7) Miscellanien, als zum Beispiel: Anecdoten, Biographien, Schauspieldichter oder Schauspieler betreffend, Auszüge aus Briefen, die dahin einschlagen u. s. w. 

Da es mit der Ausführung noch Zeit hat, so haben Sie auch Zeit zur Ueberlegung. 

Leben Sie bestens wohl. Mit wahrer Hochachtung der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Die Entreprise kam nicht zustande.