Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 14. Nov. [Dienstag] 97. 

Hier Manuscript zu den Horen. Wenn das 9te Stück mit dem bereits geschickten Manuscript nicht hinlänglich verstehen ist, so lassen Sie diesen Aufsatz noch hineinsetzen, aber ja nicht abgebrochen, man macht alsdann lieber das nächste Heft kleiner. Daß Sie die Horen noch ein Jahr fortsetzen können und wollen, ist mir recht lieb. Ich will mein möglichstes thun, die Liebhaber zu vermehren. 

Mad. Mereau, die Ihnen nächster Tage selbst schreiben und für das Geld danken wird, hätte große Lust, Ihren DamenCalender ganz zu übernehmen und die Herausgeberin zu seyn. Wenn Sie mit den dißjährigen vier Herausgebern keinen fortdauernden Contract gemacht, so wäre es nicht übel, die Probe mit der Mereau zu machen. Auch hat es immer ein Interesse mehr für viele Leser, eine Dame an der Spitze eines Werks zu sehen. 

Seien Sie so gut und verschaffen mir ein Exemplar von der ersten Ausgabe der Räuber: wenn es im Buchhandel nicht mehr zu finden wäre, so findet es sich unfehlbar bei einem Ihrer Stuttgardter Bekannten. Ich brauch es, um bei der neuesten Ausgabe das Brauchbare daraus zu benutzen. 

Zu der Neuen Zeitung wünsche herzlich Glück und Gedeihen. Mit den Europäischen Annalen sind Sie wohl gefahren; ich zweifle nicht, daß auch bei dieser Unternehmung Seegen seyn wird. Die Vierteljährige Bezahlung und Aufkündigung ist sehr gut ausgedacht.

Am Wallenstein bin ich jetzt recht fleißig, und arbeite mit Lust und Glück; obgleich es wegen der gar häusigen Unterbrechungen, die meine Gesundheit macht, langsam geht. Ich habe mich doch noch entschlossen ihn in Jamben zu bearbeiten, um auch die letzte Foderung zu erfüllen die an eine vollkommene Tragödie gemacht wird.

Sie würden mir einen Gefallen thun, wenn Sie 2 Seiten, etwa vom Carlos oder vom Nathan den weisen, die beide in Jamben sind, in dem Format und auf demselben Papier, das Sie zum Wallenstein bestimmt zur Probe abdrucken ließen und mir schickten. Ich rechne 28 Zeilen auf die Seite, aber einen sehr breiten Steg und Rand. 

Leben Sie recht wohl, und erfreuen Sie Sich wie wir alle des Friedens. Ihr 

Sch.


Bemerkungen

Empfangs- und Beantwortungsvermerk:
23. Nov.
24. Nov.

1 Zu S. 285. Z. 19. Hirts Aufsatz über Laokoon, den Sch. am 12. von Böttiger erhalten hatte. Archiv für Littgesch. XV. 302. Zu Z. 26. Cotta lehnte den Vorschlag der Mad. Mereau ab.
Zu S. 286. Z. 6. Mit dem 1. Jan. 1798 erschien bei Cotta die Neueste Weltkunde.

 

#