Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Johann Peter von Langer

Jena den 12. April [Mittwoch] 1797.

Vor zehen Tagen erhielt ich Ihr verbindliches Schreiben und vorgestern durch Spedition Herrn Meiers aus Francfurt die schöne Mahlerey, die Sie mir darinn ankündigen. Sie erweisen mir allzuviel Ehre, wenn Sie mein Urtheil darüber für etwas gelten lassen wollen; ich bin ein großer Freund und Bewunderer aber nichts weniger als ein eigentlicher Kenner von Werken der bildenden Kunst. Bloß als Liebhaber kann ich also dieses Stück beurtheilen. Ich finde es vortrefflich gerathen und von der angenehmsten Wirkung. Eine Kunst, welche die Werke vorzüglicher Meister, in dieser Vollkommenheit, auf eine leichte, nicht zu kostbare Weise zu vervielfältigen im Stand ist, scheint mir in hohem Grade nützlich und aufmunterungswürdig. Ich bin vollkommen Ihrer Meinung, daß der gute Geschmack im Decorieren der Zimmer durch eine solche mechanische Nachbildung schöner und auserlesener Künstler Werke weit mehr gewinnen würde, als durch diejenige Produkte der freien Nachahmung oder Erfindung, welche der Modegeschmack auf die Bahn bringt. 

Mit größtem Vergnügen werde ich daher das meinige beytragen, eine so nützliche Unternehmung zu empfehlen, und weil sich vielleicht im Kreise meiner Bekanntschaft Liebhaber dazu finden, die nähere Notizen von mir verlangen, so ersuche ich Sie, mich von dem Preise der Stücke, sowohl von der Größe der Clio als auch kleinerer gütigst zu benachrichtigen. 

Wenn Sie mir erlauben, das übersandte Stück noch einige Wochen lange bei mir zu behalten, so werde ich Gelegenheit haben, das Urtheil mehrerer treflichen Kunstkenner aus hiesiger Gegend darüber einzuziehen und so durch bessere Bekanntmachung desselben Ihren Wünschen um so besser zu entsprechen. 

Mit vollkommener Hochachtung verharrend 

Dero             
gehorsamster Diener 
F. Schiller.        


Bemerkungen

1 Abgesandt wurde der Brief nach K. erst am 14. April.
Zu S. 175. Z. 13. Unter dem 10. April ist in K. eingetragen: Tableau aus Duisburg. J. P. v. Langer war Direktor der Düsseldorfer Akademie. Dieser hatte im Verein mit dem Duisburger Fabrikanten Johann Böninger Versuche einer mechanischen Vervielfältigung von Malereien herausgegeben und eine Probe, eine Clio an Sch. und auch an Goethe gesandt, „nicht gar halb Lebensgröße, steingrau mit Oelfarbe auf hellblauem Grunde.“ Sch. schrieb sehr befriedigt darüber an Goethe. Vgl. Nr. 1183. Dieser erklärte im Brief vom 22. April das Herstellungsverfahren, lobte die Bilder auch, meinte aber, um in Rahmen aufgehängt zu werden, seien sie doch nicht gut genug. Sch. soll dann seine Clio in einen Ofenschirm eingefügt haben, der noch im Schloß Greiffenstein aufbewahrt wird.