Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena, 18. Jan. [Mittwoch] 97. 

Wenn Sie die erste Kupfertafel zum Hirtischen Aufsatz noch nicht erhalten haben, so seyen Sie doch so gut und schreiben an die Frau Räthinn Göthe in Francfurt, ob Sie nicht Rechenschaft davon geben kann. Die zwey Horenstücke, worinn der Hirtische Aufsatz steht bitte an Hrn. Hirt Professor der schönen Künste in Berlin zu senden. 

Auch wünschte ich, Sie schrieben an Kohl in Wien, ob er nicht die kleine TitelVignette einer Nemesis, zu der ich ihm in 2 Monaten die Zeichnung verschaffen kann, biß auf den 1 September gestochen liefern kann. 

Manuscript zum neuen Stück der Horen wird der nächste Posttag bringen. 

Innliegenden Brief bitte bald möglichst zu besorgen, und an meine Mutter nach Leonberg in derselben Zeit 2 Carolin gütigst zu senden. Sie sind das Reisegeld für eine Magd, die ich mir aus Schwaben kommen lasse, die Schwester meines KinderMädchens. Wenn Sie mir etwa ein Paquet zu schicken hätten, so kann das Mädchen es auch bey meiner Mutter abhohlen und mitnehmen. 

Nächstens ein mehrers. Leben Sie recht wohl. 

Sch.


Bemerkungen

Empfangs- und Beantwortungsvermerk:
27. Jan.
eod.

1 Zu S. 143. Z. 28. Der Kriegsunruhen wegen war die Post beim Absenden der Kupferplatten zum Hirtschen Aufsatz nach Süddeutschland direkt nicht zu gebrauchen. Goethe hatte dieselben an seien Mutter gesandt, daß diese sie weiter sende. Diese aber hatte nur eine erhalten.
Zu S. 144. Z. 1. Cotta erwiderte in Z., daß er vom Kupferstecher Kohl in Wien nicht viel halte. Die Nemesis war als Vignette für den Wallenstein bestimmt. Gemeint ist übrigens Clemens Kohl, der Bruder des berühmteren Ludwig Kohl. Schiller kannte ihn wohl aus seinen Kupferstichen für die Ausgabe von Wielands Werken 1794. Zu Z. 7. Der Einschluß war wohl ein Brief an Schs. Mutter nach Leonberg, der freilich wie auch der Brief an Cotta selbst in K. fehlt.