Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

25. Dec. [Sonntag] 96.

Das heutige Paquet ist schon vorgestern dem BotenMädchen zugestellt worden, und heute erhalte ich es zurück, weil sie des Waßers wegen nicht fort konnte. Dieser Aufschub ist mir doppelt unangenehm, wie Sie aus dem Innhalt abnehmen werden.<

Reichard hat sich nun geregt, und gerade so wie ich erwartet hatte, er will es bloß mit mir zu thun haben und Sie zwingen, sein Freund zu scheinen. Da er sich auf dieses Trennungssystem ganz verläßt, so scheint mirs nöthig, ihn gerade durch die unzertrennlichste Vereinigung zu Boden zu schlagen. Ignorieren darf ich seinen insolenten Angriff nicht, wie Sie selber sehen werden; die Replique muß schnell und entscheidend seyn. Ich sende Ihnen hier das Concept, ob es Ihnen so recht ist. Sowohl Ihre Abreise als die Nothwendigkeit, blad mit der Gegenantwort aufzutreten. macht die Resolution dringend; daher bitte ich Sie um recht baldige Antwort. Wollen Sie selbst noch etwas thun, so wird es mir desto lieber seyn, und ihm desto sicherer den Mund stopfen.

Wegen der Besuche in Leipzig schreibt Ihnen Humboldt selbst.

Ihr längeres Ausbleiben ist mir sehr unangenehm: möchte es nur Ihre jetzige schöne Thätigkeit nicht zu lang unterbrechen.

Boie wird durch Ihr Geschenk sich in reichem Maße geehrt und belohnt finden.

Knebel war bey mir und hat mir auch die Schottländer gebracht, die ganz gute Leute scheinen. Knebel erzählte mir auch viel von den optischen Unterhaltungen mit Ihnen; es freut mich, daß Ihre Mittheilung gegen ihn die Sache mehr in Bewegung brachte. Seine Idee, daß Sie das Ganze in einige HauptMassen ordnen möchten, scheint mir nicht übel; man würde so schneller zu bestimmten Resultaten geführt, da man bey einer künstlichern Technik des Werks die Befriedigung erst am Ende findet. Auf Ihre Vorrede bin ich jetzt sehr begierig u hoffe sie noch vor Ihrer Abreise zu erhalten.

Leben Sie recht wohl. Alles grüßt herzlich und wünscht Ihnen viel Unterhaltung auf dieser Reise.

Sch.