Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Schlegel

[Jena d. 16. Nov. Mittwoch 96.]

Ich habe überlegt, daß ich Göschen, ehe ich noch Cottas Meinung weiß, nichts positives proponiren kann, und beantworte also bloß die allernächste Anfrage des Carlos und Geistersehers wegen.

Ueber den letztern ist G. vollkommen Herr und Meister, denn ich weiß gegenwärtig an dem Inhalte nichts zu ändern, und will ihn bloß, der Sprache wegen, noch einmal durchlaufen. Vielleicht daß ich das kleine Fragment, den Abschied, noch hinein flechte.

Eine neue Auflage des alten Carlos ist mir jetzt freilich nicht lieb, weil ich erstlich anno 98 eine Umarbeitung davon herausgeben will und dann dieses Stück gern mit der Sammlung meiner übrigen Schauspiele in Zusammenhang setzen möchte. Da ich diese nun an Cotta versprochen habe, Göschen aber auf den Carlos das erste Recht hat, so kommt es darauf an, in wieweit beide zu diesem gemeinschaftlichen Zweck mit einander einverstanden seyn wollen. Dieses wünsche ich von Herzen und habe auch, wie ich Ihnen gestern gesagt, Cotta in dieser Absicht an Göschen einmal gesendet, zu meinem großen Verdruß aber erfahren, daß das, was sie vereinigen sollte, sie nur entzweyt hat.

Vielleicht sind beyde jetzt geneigter einander Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen und verstehen sich zu einer mehr gemeinschaftlichen Unternehmung, gern will ich meine Hände dazu bieten. Auf jeden Fall aber bleibt Göschen sein Recht auf d. Carlos, den ich lieber von meinen anderen Stücken trennen, als wider seinen Willen einem andern geben will.

Leben Sie wohl.

Sch.