Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

[Jena] 16. Nov. [Mittwoch. 1796.]

Hier den Anfang des Manuscripts zum XIIten Stück der Horen. Schicken Sie mir doch gleich mit dem nächsten Brief ein Verzeichniß dessen, was im eilften kommt: ich könnte mich confundieren und muß es doch wissen, um das General Verzeichniß für den Jahrgang nebst den Nahmen der Verfasser aufzusetzen.

Ich bin dieser Tage von Herrn Rath Schlegel dem Verfasser der Ubersetzungen aus Shakespeare gebeten worden, ihm das Honorar dafür (4 Ldors pro Bogen) bald zu verschaffen, daher ich Sie ersuche solches zu senden oder anzuweisen. Auch sind noch 2 Carolins an Herrn Bendavid in Wien für seinen Aufsatz im vorigen Jahr zu bezahlen, welche Sie ihm durch Stahel in Wien zu senden bitte. Ich weiß nicht mehr, ob solche schon an mich bezahlt sind; wäre dieses, so kommen die 2 Carolins auf meine Rechnung.

Die erste Recension unseres Almanachs, in der Oberdeutschen Litt.Zeitung, haben Sie wohl längst gelesen. Eine so unbefangene werden wir schwerlich sonst erhalten.

Göschen hat sich durch einen MittelsMann wieder an mich gewendet, und läßt bey mir anfragen, wie er es mit dem Carlos, der nun ganz vergriffen sey und nach welchem immer fort gefragt werde, zu halten habe. Auch wegen des Geistersehers wovon eine dritte Auflage gemacht werden müsse. Da ich ihm den Carlos nicht berechtigt bin zu nehmen, und es doch schade wäre, wenn dieses Stück nicht unter der Sammlung meiner Schauspiele mit enthalten wäre, so rieth ich doch an, eine vernünftige Composition mit ihm einzugehen, da er sich jetzt wahrscheinlich mehr besonnen hat. Ob es nicht überhaupt gut wäre, wenn Sie beyde in der Ausgabe meiner Theaterschriften Moitié machten. Jeder müßte dem andern durch seine Betriebsamkeit und seine Connexionen, und Sie gewännen, statt eines Feindes der doch immer schaden kann, einen guten Freund. Auf jeden Fall wäre es fatal, wenn Göschen jetzt den Carlos, so wie er ist, drucken ließe; er würde der neuen Auflage der übrigen Schauspiele doch Eintrag thun.

Die neue Auflage des Carlos in der alten unveränderten Gestalt zu verhindern, muß ich Göschen eine Umarbeitung versprechen, und diese auch öffentlich ankündigen. Es ist also der Moment, wo Sie mit Göschen, des Carlos wegen, überein kommen müssen, wenn dieser nicht von den andern Stücken ganz getrennt werden soll. Doch brauchen Sie darum vor der Hand nicht an ihn zu schreiben, wenn Sie mich nur wissen lassen, wozu Sie, in Rücksicht auf den Carlos, gegen Göschen geneigt sind.

1) ob Sie ihm sein Recht an das Stück abkaufen wollen und womit (wozu ich am wenigsten rathe)

2) ob Sie in der Entreprise meiner Theaterstücke Moitié mit ihm machen wollen?

3) ob Sie, um beydes zu ersparen, auf den Carlos renoncieren wollen? Lassen Sie mich darüber aber bald Ihre Meinung wissen.

Leben Sie recht wohl, und behalten guten Muth.

Sch.