Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 2. Nov. [Mittwoch] 96.

Nur einen kleinen Gruß für heute. Humboldt ist gestern angekommen; er empfiehlt sich Ihnen aufs beßte und freut sich gar sehr auf Sie. Er ist wohl und heiter, seine Frau aber, die schwanger ist, befindet sich nicht zum beßten. Wenig hätte gefehlt, so wäre er mit Reichardt hier angekommen; er hat ihm nur durch List entgehen können. Reichardt wird in 14 Tagen hier seyn; wie er sagt, um Fridrich Schlegeln von hier weg nach Giebichenstein zu nehmen. Das heiß ich recht vom Teufel gehohlt werden.

Er soll sich bei den Xenien sehr sentimentalisch benehmen und weil ihm Schlegel versichert, Sie hätten keinen Antheil an denen, die auf ihn gehen, so soll er getröstet seyn, und Humboldt meynt, Sie wären vor seinem Besuch keineswegs sicher. Er glaube, bey Ihnen noch immer was zu gelten. Auch hat er Ihre Stücke im Almanach sehr gelobt gegen Humboldt. Sie haben also ihre Absicht mit ihm vor der Hand noch nicht erreicht, wie es scheint: er ist und bleibt vor der Welt Ihr Freund, wenigstens in seinen Augen, und wird sich auch wahrscheinlich jetzt mehr als je dafür auszugeben suchen.

In Halle soll Wolf und besonders Eberhard mit den Xenien sehr zufrieden seyn, selbst Klein, der Verwandte Nicolais. Mehrere Particularitäten mündlich, weil ich heute einen starken Posttag habe.

30 Stücke des Almanachs hat man mir von Ihrem Hause heute richtig gesendet.

Leben Sie wohl; wir alle grüßen Sie.

Sch.