Friedrich Schiller
Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe
Jena 16. 8br. [Sonntag] 96.
Hier erfolgen endlich Zwey Monatstücke Horen, gestern wurden sie mir von Leipzig geschickt. Der Bhdlr Böhme, an den ich die Almanache geliefert, schreibt mir zugleich den Empfang der zwey ersten Ballen, und daß alle Exemplarien die ich vorräthig bey ihm niedergelegt (es sind etwa 44, ohne die rohen Exempl.) schon vergriffen seyen. Dieß ist wirklich viel, denn es gieng zugleich eine ansehnlich Partie Exempl. für mehr als 15 Leipziger Bhdlr mit, die also nicht zugereicht hat. Es muß ein fürchterliches Reißen darum seyn und wir werden wohl auf eine zweyte Auflage denken müssen.
Böhme hat nun in einem dritten Ballen 225 broschierte und wieder eine Anzahl roher Exempl. erhalten. Sobald er mir schreibt, daß diese über 2 Drittheile abgesetzt sey, so will ich zur neuen Auflage Anstalten machen lassen. Die Post ist so schlecht mit dem Zweyten Ballen umgegangen, daß die Nässe einige Dutzend Ex. verdorben haben soll. Es ist dieß der Ballen, den Gabler gepakt hat, der meinige ist wohlbehalten angelangt.
Sie müssen doch das neue Stück vom Journal Deutschland lesen. Das Insekt hat das Stechen wieder nicht lassen können. Wirklich, wir sollten es noch zu Tode hetzen, sonst ist keine Ruhe vor ihm. Gegen d Cellini hat er seinen bösen Willen ausgeübt, und um Sie zu chicanieren die Stellen angeprießen, auch zum Theil extrahiert, die Sie ausgelassen haben etc. Von dem Aufsatz der Stael spricht er mit größter Verachtung.
Mit Lavatern habe ich Sie vorgestern unnützerweise fürchten gemacht. Es ist sein Bruder gewesen, der hier war.
Reichardt soll auch in Leipzig seyn, Niethammer u Paulus aber haben ihn nicht gesehen. Schlegel ist noch in Leipzig, wo sich die Herzen vermuthlich gegen einander ergießen werden.
Leben Sie recht wohl.
Sch.
verte
Eben erhalt’ ich einen recht schönen Brief von Körner über d Almanach. Sie sollen ihn morgen erhalten, wo ich auch noch 6 Horen zu senden habe.