Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 12. 8br. [Mittwoch] 96.

Am 8ten d. Monats ist der erste Pak Almanache zu 63 Paqueten und gestern als den eilften der zweyte nach Leipzig abgegangen. Auf den 15ten geht der dritte und letzte fort. Es war mir nicht möglich die Lieferung früher und auf einmal zu machen, weil der Buchbinder es nicht zwingen konnte, da die gehörige Anzahl der Titelkupfer und die Music erst vor 6 Tagen aus Berlin ankam.

Da Göpferdt vor 5 Tagen nach Leipzig auf die Messe reisen mußte, so wäre die Spedition bey ihm übel besorgt gewesen. Ich habe sie übernommen und den ersten Pak ganz allein besorgt mit den nöthigen Amanuensen. Weil mir aber dieses Geschäft doch zu arg wurde und ich nichts negligieren wollte, so habe ich bey den zwey andern Lieferungen bloß die Anordnung etc. das Paken selbst habe ich Herrn Gablern übergeben. Bey dem ersten Pak habe ich vorzüglich für Leipzig, Berlin, Hannover, Göttingen, Hamburg und Königsberg gesorgt. Bey dem zweyten sind die übrigen Sächsischen, Nordischen, Schlesischen, Fränkischen und Frankfurter Pakete abgegangen. Die für die Oesterreichischen Länder bestimmten habe ich für am wenigsten pressant gehalten, diese gehen erst auf den 15ten mit dem letzten Pak. An Böhm habe ich einen Vorrath guter Exemplare einstweilen gesendet, und ihm die schnelle Ablieferung der Pakete dringend empfohlen. Ich muß aber sagen, daß ich seiner Accuratesse wenig traue, denn er hat mir die Horen noch immer nicht geschickt.

Die SpeditionsListe erhalten Sie mit der nächsten Post. Ich mußte in einzelnen kleinen Bestimmungen von Ihrer Disposition abgehen, weil mir die Buchbinder nicht immer das lieferten, was gerade nöthig war. So ist es geschehen, daß manchmal einer ein PostpapierExemplar weniger und einige DruckPapierne mehr bekommen hat, als Sie ihm bestimmten, oder auch umgekehrt. Auch die VelinExemplarien habe ich nicht überal so austheilen können, wie Sie bestimmten, weil hier allein 7 gekauft wurden, und einige nicht zu rechter Zeit fertig waren. Sie werden aber mit der Art wie ich mir geholfen nicht unzufrieden seyn.

Im Ganzen habe ich nun wohl bemerkt, daß es an guten Exemplarien sehr fehlt. Die Nachfrage nach diesen ist hier in Jena sehr groß, und jedermann will Schreibpapierne, die wir gerade nicht haben. Freilich ist der Abfall von den guten zu den schlechten gar zu stark, und wenn man beyde neben einander sieht, so kann man sich schwer zu den letztern entschließen. Der Preiß-Unterschied ist hingegen viel zu gering; niemand würde sich wundern, wenn die Postpapiernen um 12 Groschen theurer wären die doch nur 4 Groschen mehr kosten. Hätte man sich recht bedacht, so hätte man mit dem theuren Geld, was das Postpapier kostet und mit dem, was das schlechte Druckpapier macht, sicher ein gutes Schreibpapier für 1800 Exempl. bekommen, welche dann alle durch die Bank um 21 Groschen netto verkauft worden wären.

Ich habe mir bey dieser Gelegenheit die Regel für die Zukunft abstrahiert, daß man den Deutschen nicht mehr mit schlechteren Ausgaben kommen darf; der theure Preiß schreckt sie nicht ab, wenn das Buch nur elegant sich ausnimmt. Sie dürfen mir künftig nichts mehr anders als mit Aufwand drucken, und zwar durch die ganze Auflage, denn der elendeste Lump von Lesern will nicht mehr mit Lumpen vorlieb nehmen. Sollten Sie es denken, daß man hier in dem hungrigen Jena allein 7 Exempl. auf Velin und 8 auf holl. Papier verkauft hat, und daß man noch immer nach mehr solchen Exempl. schickt, die ich leider nicht mehr habe? Von Druckpapiernen hat sich die acad. Buchhandlung 31, Gabler 20, Cunos Handlung 3, Schneider und Weigel 6 und Voigt 2 abliefern lassen. Ich wünsche Ihnen nichts weiter, als daß der Almanach in dem übrigen Deutschland auch nur um den 4ten Theil so gut gienge als hier in dem Neste, so sollten wir bald eine zweyte stärkere Auflage brauchen.

384 Exemplarien für Sie hat mir Göpferdt vor seiner Abreise ausgeliefert; ein hiesiger Fuhrmann wird sie auf den 15ten, spätestens 17ten nach Frankfurt mitnehmen. Wenn alles gut geht können Sie die Ballen den 29 oder 30ten in Tübingen erhalten. Hier sende ich 1 broschiertes Exemplar auf Druckpapier, nebst einigen Melodien, wenn Sie allenfalls, ehe die Ballen ankommen, einen guten Freund damit regalieren wollen.

Beyliegende Zeichnung ist der Abdruck einer Kupferplatte, die zu dem beyfolgenden Aufsatz von Herrn Hirt in Rom gehört und in Weimar gestochen worden. Die Platte selbst geht heut oder Morgen von Weimar über Frankfurt an Sie ab. Sollte sie, wie ich fast zweifle, nicht zeitig genug ankommen, daß mit dem jetzt gedruckt werdenden Horenstücke noch Abdrücke davon können ausgegeben werden, so machen Sie eine Note zu dem Aufsatz und versprechen solches auf das nächste Horenstück.

Außer dem hier folgenden kommt noch ein zweytes Kupferblatt nach, beyde machen freylich eine beträchtliche KostenVermehrung aber das Journal erhält dadurch auch eine neue Auszeichnung, und wir können dann füglich auch fast einen Bogen weniger zu dem nächsten Heft nehmen und das übrige bey andern Aufsätzen ersparen.

Die nächste Post ein mehreres. Leben Sie recht wohl, und mögen Sie im lieben Vaterland einmal wieder zur Ruhe kommen. Der Ihrige

Sch.