Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 9. 8br. [Sonntag] 96.

Ich habe durch meinen Schwager diesen Morgen

100 Terpsichore u
100 Titelblätter

gesendet, aber nach meiner Rechnung ist beydes schon längst nach W. geliefert gewesen, und diese heut überschickten Abdrücke von Titel und Kupfer mußte ich von den rohen Exemplarien des Almanachs nehmen. Beyde sind also verloren gegangen, wenn sie nicht entweder bey Ihnen oder bey dem Buchbinder liegen. In meinem Brief vom 5ten müßte es glaube ich stehen, wieviel Terpsichores ich Mittwoch Abends geschickt habe.

Mit den Titelblättern ist es eben so. Ich muß 100 von diesen neu drucken lassen; es ist Schade um das Geld. So sehe ich mich frühe für das Böse gestraft, das wir den schlechten Autoren erzeigt haben. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, mit wievielen kleinen fatalen Details mich die Besorgung des Almanachs in diesen Tagen plagt, und die zu späte Sendung der Melodien macht mir schon allein 63 neue Pakete nothwendig. Es ist weder die Zeit noch die Gelegenheit die Melodien noch zu binden, sie mögen so mitlaufen; ohnehin dankt niemand den Aufwand und die Mühe.

Auf neue Decken wartet der hiesige Buchbinder mit Schmerzen. Sollte mein Schwager mir heute nichts mitbringen, so bitte ich Sie inständig, mir Morgen mit dem frühesten zu schicken, was biß dahin fertig werden kann. Ich begreife nicht warum uns der Abdrucker 6 Tage gar nichts mehr geschickt hat.

Hier wird noch immer nach Almanachs gefragt, aber nach lauter guten Exempl., womit mir gar kein Dienst geschieht. Ich fürchte wir setzen die schlechteren nicht ab, und da der guten nur 500 sind, so wird es zugleich an Almanachen für die Käufer und an Käufern für die Almanache fehlen.

Wie sind Sie mit der Music zufrieden? Was ich, in einem sehr unvollkommenen Vortrag, davon gehört, hat mir sehr gefallen. Mignon ist rührend und lieblich; auch der Besuch von mir hat einen sehr angenehmen Ausdruck. Wollen Sie so gütig seyn, von beyliegenden 7 Exempl. der Melodien 6 an Herder und 1 an GehRath Voigt abgeben zu lassen?

Einen Brief von Körner lege ich bey, weil er einiges über den Almanach enthält. Wir sollten ordentlich Acta über alle schriftliche u. gedruckte Urtheile vom Almanach halten, um einmal, wenn es der Mühe werth ist, daraus referieren zu können.

Ich habe nicht aufgeschrieben, wieviel Exempl. des Almanachs der Buchbinder in W. hat. Nach dem Bestand der Auflage, die bey mir liegt und bey dem hiesigen Buchbinder noch restiert müßten noch etwa 180 in Weimar seyn. Wollen Sie durch Geist nachsehen lassen?

Alles befindet sich hier leidlich wohl u grüßt Sie aufs beßte.

Sch.