Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena 29 7br. [Donnerstag] 96.

Nur zwey Worte, l. K. zur Begleitung des Almanachs. Schon seit 9 Tagen leide ich, neben meinen Krämpfen, an einem Zahngeschwür, welches mir das Leben ordentlich verleidet. Auch der kleine Ernst ist seit etlichen Tagen sehr von Krämpfen mitgenommen worden; heute zeigt sich ein Ausschlag, worauf er sich ein klein wenig besser befindet. Der Himmel füge es zum besten. Dieses Jahr ist so verwüstend für die meinigen. Meiner Schwester ist nun auch mein Vater ins Grab gefolgt; freilich nach einem so langwierigen traurigen Krankenlager, daß wir längst alle Hofnung aufgaben, und der Tod eine Wohlthat war. Aber Du begreifst wohl, daß sich das Herz unter solchen Erfahrungen nicht erheitern kann.

Lotte u Carl sind gottlob wohl. Mein Schwager und Schwägerin sind schon seit etlichen Monaten hier, auch Göthe. Humboldt meynt in 3 Wochen hier seyn zu können. Ich umarme euch herzlich.

Dein

Sch.

Ich sende Dir ein Expl. auf holländischem Papier ohne Kalender, weil die Kalender in Dresden contrebande sind.

Die Terpsichore1 ist sehr miserable ausgefallen.

Melodien von Zelter in Berlin sende ich nach; sie sind noch nicht hier eingetroffen.